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Agrarökologie kühlt den Planeten! published on

Agrarökologie kühlt den Planeten!

Landworkers' Alliance auf der COP 26 in Glasgow

Sechs Kernforderungen zur Rolle der kleinbäuerlichen Landwirtschaft in der Klimakrise

Letzte Woche ist die COP 26 der Vereinten Nationen in Glasgow zu Ende gegangen. Auf der Konferenz wurde über den internationalen Umgang mit der Klimakrise verhandelt. Die Landworkers‘ Alliance hat sich in Glasgow als Mitgliedsorganisation der La Via Campesina für Ernährungssouveränität und Agrarökologie als wirksame Lösungen in der Klimakrise eingesetzt. Wir haben ihre Positionen auf der COP auf Deutsch übersetzt und zusammengefasst.

„Das industrielle Landwirtschaftsmodell hat zu weit verbreiteter Umweltverschmutzung, gefährlichen CO2-Emissionen und einem starken Verlust an biologischer Vielfalt geführt. Doch es gibt Alternativen – es fehlt nur der politische Wille zur Umsetzung.“, so die Landworkers‘ Alliance in ihrer Aussendung zur COP 26. „Zu lange wurden wir Bauern und Bäuerinnen als Teil des Problems behandelt. Es ist an der Zeit, dass wir als Teil der Lösung anerkannt werden.“

Das bedeutet, dass alle Kleinbäuern und -bäuerinnen, Hirt*innen, migrantische und prekäre Arbeiter*innen, Landlose und indigene Gemeinschaften als direkt Betroffene tagtäglich Entscheidungen über Lösungen in der Klimakrise treffen.

„Wir brauchen jetzt einen klimagerechten Wandel der Landwirtschaft. […] Agrarökologie spielt eine zentrale Rolle bei der Schaffung eines kohlenstoffarmen Agrar- und Lebensmittelsystems und bei der Anpassung an die Auswirkungen der Klimakrise.“

Sechs Kernforderungen der Landworkers‘ Alliance zu falschen Versprechen und echten  Lösungen für die Landwirtschaft in der Klimakrise:

 

  1. Kohlenstoffkompensation statt -reduktion birgt die Gefahr, dass alles weiterläuft wie bisher… oder dass es schlimmer wird…

Die Fokussierung auf Programme zur Kohlenstoffkompensation als Mittel zur Erreichung von Netto-Null-Emissionen lenkt von der dringenden Notwendigkeit ab, schädliche Emissionen an ihrer Quelle der Verursachung zu reduzieren. Wir brauchen einen klaren Plan, wie wir die Emissionen deutlich reduzieren und gleichzeitig einen sozial gerechten Übergang in der Energieversorgung sicherstellen können.

 

  1. „Klima-smarte Landwirtschaft” – einschließlich Bioenergy Carbon Capture and Storage Schemes (BECCS) und gentechnisch veränderter Organismen (GVO) – sind falsche Lösungen für die Klimakrise.

Es hat sich gezeigt, dass großflächige, monokulturelle Plantagen zur Kohlenstoffbindung verheerende ökologische und soziale Auswirkungen haben. Technofix-“Lösungen” wie GVOs – die mit Risiken behaftet sind – dienen lediglich dazu, die Kontrolle der Konzerne über unsere Lebensmittelsysteme noch weiter auszubauen.

 

  1. Wir brauchen Ansätze zur Nutzung von Land, die Naturschutz und Landwirtschaft verbinden.

Pläne zur Intensivierung der Landwirtschaft, damit wir mehr Nahrungsmittel auf weniger Land produzieren können, um „Land für die Natur zu sparen” („land sparing“), basieren auf einer falschen Logik. Stattdessen sollten wir agrarökologische Modelle der Landwirtschaft verfolgen, in denen Natur und weitgehend unberührte Gebiete in produktive und vielfältige Landschaften integriert, und die Kluft zwischen menschlichen und nicht-menschlichen ökologischen Systemen überbrückt werden („land sharing“).

 

  1. Nachhaltige Forstwirtschaft bedeutet die Integration von Bäumen in lebendige und produktive Kulturlandschaften.

Die verstärkte Pflanzung von Bäumen muss mit den Zielen der sozialen Gerechtigkeit in Einklang stehen. Großflächige Monokulturen untergraben hingegen agrarökologische Landwirtschaftssysteme und eine nachhaltige Forstwirtschaft. Wenn Baumpflanzungen gut geplant und durch Agroforstwirtschaft und Waldbewirtschaftung geschickt in produktive Landschaften integriert würden, könnten wir enorme ökologische, klimatische und soziale Vorteile erzielen.

 

  1. Tiere in der Landwirtschaft sind ein wichtiger Bestandteil agrarökologischer Systeme.

Agrarökologische Tierhaltungssysteme und Weidewirtschaft sind nicht mit industriellen Tierhaltungssystemen gleichzusetzen und verursachen nicht den gleichen Schaden in Form von Treibhausgas-Emissionen, Umweltverschmutzung und Zerstörung von Wäldern für die Futtermittelproduktion. Wir plädieren daher für eine geringere, aber qualitativ bessere und nachhaltige Tierhaltung und dafür, dass Bauern und Bäuerinnen die richtige Unterstützung erhalten, damit sie ihre Tiere gut und innerhalb der lokalen ökologischen Grenzen halten können.

 

  1. Die Zukunft liegt in lokalen Lebensmittelsystemen.

Lange Lieferketten im industriellen Maßstab tragen nicht nur erheblich zu den CO2-Emissionen bei, sondern untergraben durch internationale Freihandelsabkommen auch die regionale Lebensmittelproduktion und die Lebensgrundlage lokaler Lebensmittelproduzent*innen. Wir setzen uns dafür ein, dass Regierungen lokale Lebensmittelsysteme unterstützen, um Emissionen zu reduzieren und die Resilienz der Ernährungssysteme zu stärken.

 

Übersetzung: Lisa Francesca Rail