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Aktionstag gegen Gewalt an Frauen am 25. November 2016 published on

Aktionstag gegen Gewalt an Frauen am 25. November 2016

La Via Campesina sagt, „Nicht eine weniger“: Keine Gewalt mehr gegen Frauen!

Am 25. November, dem Internationalen Tag zur Beseitung von Gewalt gegen Frauen, bestätigt La Via Campesina erneut ihre Verpflichtung zum Kampf für Gleichberechtigung und Menschenwürde.

Wir als Frauen tragen eine enorme Verantwortung in dieser Welt. Wir ernähren ganze Nationen unter der Verwendung von agrarökologischen Praktiken, ohne dass unsere wirtschaftlichen, sozialen, legalen und politischen Rechte anerkannt werden, und auch ohne öffentliche Systeme, die uns sozial und wirschaftlich mitbestimmen lassen. Aus diesem Grund rufen wir unsere weltweiten Organisationen, Verbündeten und Freund*innen auf, sich unseren Aktionen, Mobilisierungen und Aktivitäten anzuschließen. So wollen wir auf die verschieden Formen von Gewalt gegenüber Frauen aufmerksam machen, das kapitalistische Patriarchat kritisieren, und uns gegen den Übergriff der Agrarindustrie auf unsere Territorien stellen. 

An diesem Tag des Widerstandes, schließen wir uns den Millionen von Frauen aus Lateinamerika an, die sich am 19. Oktober versammelten, um mit dem Ruf „Ni una menos, nos queremos vivas!“ (Nicht eine weniger, wir wollen uns lebend!) die besorgniserregende Zunahme an Frauenmorden, den männlichen Chauvinismus und frauenfeindliche Gewalt zu denunzieren. Frauenmorde beruhen auf der strukturellen Ungleichheit zwischen Frauen und Männern, welche die Dominanz von Männern über Frauen hervorbringt. Geschlechterbezogene Gewalt ist ein Mechanismus, um diese Formen der Unterdrückung und Diskriminierung von Frauen zu reproduzieren. 

Für La Via Campesina ist die Gewalt, welche Frauen am Land heute erleben, direkt mit Agrarindustrie und kapitalistischen Produktionsmethoden verbunden. Diese führen zur Ausbeutung und Enteignung von Bäuerinnen, welche bisher die Ernährungssouveränität für ihr Volk sichergestellt haben und die Hüterinnen von altem Wissen in Bezug auf Lebensmittelproduktion und den Erhalt von Biodiversität sind.

Es ist dringend notwendig, dass Frauen und Männer sich gemeinsam organisieren, um gegen Gewalt und Unterdrückung zu kämpfen. Zu diesem Zweck verwenden wir die internationale Kampage „Keine Gewalt gegen Frauen!“, gestartet in 2008, um auf die systematische Gewalt, von der Frauen weltweit betroffen sind, aufmerksam zu machen. 

Mehr denn je müssen wir den Kampf für neue Beziehungen zwischen Männern und Frauen, und zwischen allen Menschen und Mutter Erde, vorantreiben. Wir müssen uns engagieren, unsere Gesellschaft zu verändern und eine bessere Welt zu schaffen, mittels Bildung, Organisierung und Mobilisierung und dabei stets die verschiedenen Situationen berücksichtigen, mit denen wir Frauen in einer Welt ohne Gleichberechtigung konfrontiert sind.

Ernährungssouveränität ist ein politisches Projekt auf das wir soziale Beziehungen bauen können und das auf substanzieller Gleichberechtigung beruht. Wir müssen jegliche Art von Diskriminierung beseitigen, die auf Ethnizität, sexueller Orientierung, Geschlecht, Alter, Behinderung oder anderen Faktoren basiert. Der feministische Zugang zu Ernährugnssouveränität ist dazu da, unsere Realität zu transformieren, da er auf Emanzipation und sozialer Gerechtigkeit aufbaut. Dadurch zeigen wir, dass Frauen Protagonistinnen sind, die ihre persönliche Situation verbessern und damit ungerechte Machtstrukturen transformieren.

Das kapitalistische System hat Armut und Ausgrenzung geschaffen, und wirkt sich in perversen und gewalttätigen Formen auf Frauen aus. Besonders die Ärmsten unter uns, welche in ländlichen Gegenden und den Stadträndern leben, sind stark betroffen. Die Klimakrise und Ausbeutung natürlicher Ressourcen führen uns zu einem ökologischen Desaster und zur Unterdrückung von Völkern auf der ganzen Welt. Wir glauben, dass wir alle, Frauen und Männer, zusammenkommen müssen, um in einem gemeinsamen Kampf den Planeten zu retten und das System zu ändern.

Mittlerweile ist es bewiesen, dass Staaten keine politischen Maßnahmen treffen, um Gewalt gegen Frauen zu reduzieren oder zu beseitigen. Diese Gewalt spiegelt sich im sexuellen Missbrauch, in Belästigung, in Organisationen und auf der Straße, Vergewaltigung, und in institutioneller, psychologischer und struktureller Gewalt wieder. Wir fordern Staaten auf, Gesetzesrahmen für Sicherheit, Freiheit und Schutz für Frauen zu respektieren. Wir werden weiterhin dafür kämpfen, Räume der Entscheidungsfindung mit der gleichen Kapazität und Legitimität zu besetzen, wie Männer.

Weiters fordern wir, dass die Kirche, Medien und Staaten aufhören, Kontrolle über unsere Körper unter dem Mantel von religiösem Fundamentalismus auszuüben, und uns auf die häusliche Umgebung zu beschränken. Wir erheben unsere Stimmen um Widerstand gegen alle Formen der Ausbeutung unserer Körper und Territorien zu äußern!

Hiermit versprechen wir, dass wir als Frauen und Männer, unseren Kampf für soziale und geschlechtliche Gerechtigkeit fortzusetzen, bis sich jede Frau, frei und ohne Angst, in ihrem Zuhause, ihrer Gemeinschaft und der Welt bewegen kann. Zum Anlass dieses Tages wollen wir unsere Einheit und Fähigkeit uns zu mobilisieren in verschiedenen Regionen demonstrieren. 

Bitte sendet uns Nachrichten, Fotos, Videos und Tonaufnahmen die wir auf unserer Homepage (www.viacampesina.org) teilen können.

 

Keine Gewalt mehr gegen Frauen!

Unsere Verstorben verdienen mehr als eine Gedenkminute – einen lebenslangen Kampf!

Globalisieren wir den Kampf – globalisieren wir die Hoffnung!

Link zum Originaltext.
Übersetzung: Marlene Nuart