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Aus unseren Vorratskellern – Thema Apfel published on

Aus unseren Vorratskellern – Thema Apfel

Diese Texte entstanden entstanden bei einer kleinen Schreibwerkstatt, die Judith Moser-Hofstadler am 10. Februar 2014 im Rahmen des ÖBV-Frauenarbeitskreis-Treffens anleitete. Die Texte, ganz spontan und schnell nur für uns selbst geschrieben, haben uns so gut gefallen, dass wir einige davon hier veröffentlichen.

Der Apfel im Keller

(Judith Moser-Hofstadler)

Der Apfel –gelb mit einer roten Seite – fast wie aus dem Märchenbuch. Die böse Stiefmutter und Königin hat Schneewittchen mit einem Apfel vergiftet, genauso wie der, der vor mir liegt, stelle ich mir diesen Apfel vor. Ich beiße auf der gelben Seite ab, du von der roten. Welche wohl besser schmeckt? Der Schein kann trügen. Oft ist gerade das, was besonders köstlich ausschaut, besonders grauslich, und farblose Gerichte stellen sich als köstlich heraus. Nur einen Sinn zu verwenden kann oft nicht reichen, und gerade beim Essen braucht man nicht nur die Geschmacksnerven, sondern mindestens genauso den Geruchsinn und die Augen.

Was aber hat der Apfel mit mir als Bäuerin zu tun? Die Frage stelle ich umgekehrt: Was habe ich mit dem Apfel zu tun? Das ist nämlich gar nicht so wenig: Erst habe ich ihn am Baum begutachtet, mich über sein Wachsen gefreut und seine Reife geprüft. Stück für Stück habe ich die Äpfel geerntet, einen nach dem anderen in den Korb gelegt, um ihn nur ja nicht zu verletzen, damit er den Herbst im Keller reif übersteht. Und dort ist die Arbeit nicht zu Ende. Hin und wieder gilt es, den Vorrat zu überprüfen. Faulige Stellen zu sichten, die betroffenen Äpfel von den heilen zu entfernen und zu verkochen. Schon wieder habe ich dabei den Apfel in der Hand.

Manchmal fällt mir eine Geschichte dazu ein: Jemand erzählte von seiner Großmutter, die immer nur beschädigte Äpfel aus dem Keller holte und sich nie ein schönes Exemplar zu essen vergönnte. Ich ertappe mich dabei, dass ich das oft ähnlich handhabe, und suche mir seither manchmal einen besonders schönen Apfel aus dem Vorratskeller, um ihn genüsslich zu verspeisen. Das ist mein Lohn für die getane Arbeit.

Um mir den materiellen Wert meiner Äpfel zu verdeutlichen, schaue ich manchmal im Supermarkt, wie viel ich dort dafür bezahlen müsste. Dann schmecken die eigenen Äpfel gleich noch viel besser. Und ich freue mich über das reiche Geschenk des Apfelbaums, das er uns ohne großes Aufheben jedes Jahr zuverlässig macht.

 

 

Äpfel, frische Äpfel

(Maria Vogt, Biobäuerin im Weinviertel)

Da liegt der Apfel nun in Evas Hand. Die Frucht riecht säuerlich, mit seinen roten Backen macht sie Appetit aufs Reinbeißen. Adam daneben blickt verstohlen umher, ob sie nicht beobachtet werden bei einem Tun, dass strengstens verboten ist. Doch Eva ist neugierig, besonders auf verbotene Früchte und so beißt sie herzhaft in die gerötete Hälfte: „Mmmh, so süß! Kost‘ doch mal Adam!“ „Nein!“, entrüstet sich Adam, „Du immer mit deinem Hang zur Anarchie! Du weißt genau, dass dieser Baum für uns tabu ist. Der Herr sorgt für uns und vom Baum der Erkenntnis sollten wir doch nicht essen!“ Eva blickt ihren Gefährten milde lächelnd an: „Ewig das Gleiche mit dir – nur kein Risiko, keinen Schritt vom vorgegebenen Weg ab!“ „Aber“, erwidert Adam, „jetzt verlieren wir das Paradies! Wie sollen wir nur überleben, so alleine in der Wildnis?“ „Ja, ja“, meint Eva, „Gleich fängst du von der Schlange an zu reden…blablabla…“ Der Himmel verfinstert sich und es wird ganz still und kalt. „Siehst du, da haben wir es!“, flüstert Adam. „Was haben wir? Die Sonne ist untergegangen, na und?“ Eva verspeist genüsslich den Apfel und streckt die Hand nach einem weiteren Apfel aus. „Das ist unser Ende und aus dem Paradies sind wir jetzt sowieso raus!“ Eva ziemlich kühl zurück zu Adam:“Warum glaubst du bloß an ein Paradies, dass der Herr oder die Herren uns vorschreiben?“ Schnell küsst sie ihren Gefährten, um ihn an dem neuen Geschmack teilhaben zu lassen.

 

 

Wenn ich Äpfel pflücke, bin ich glücklich!

(Lisa Hofer-Falkinger, Biobäurin im Mühlviertel)

Der Apfel ist für mich ein Symbol für Vitalität, Kraft, Erotik, Gesundheit, aber auch Anfälligkeit.

Wenn ich Apfelstrudel mache, so ist das für mich wie ein heiliges Ritual. Genau so wie ich haben es schon meine Mutter, meine Tante Resi, meine Oma und viele Frauen aus unserer Gegend seit vielen Jahrhunderten gemacht.

Den Teig aus Mehl, Öl, Salz, und ganz wenig Essig hab ich schon geknetet. Nun setz ich mich mit einem Korb voll verrunzelter Äpfel hin und beginne zum Ausschneiden und Spalten schneiden und schon sind bzw. waren meine Kinder da zum Spalten-Klauen. Dieses lustige Spiel kenn ich schon aus meiner Kinderstube.

Unlängst ist meine erwachsene Tochter nachhause gekommen, hat ins Ofenrohr geschaut – aha, Apfelstrudel- und schon hat sie gesucht, wo der Rest von den Apfelstückchen mit Zucker, Zimt und Rosinen ist.

Daß der Apfel im rauen Mühlviertler Klima für unseren Hof ein so wichtiger Wirtschaftsfaktor wird, hätte ich mir vor sagen wir 15 Jahren noch nicht gedacht. Aber jetzt sind wir „die Apfelpresser“ im Bezirk. Es freut mich, wenn die Leute auf ihren Apfelsaft stolz sind.

 

Da fällt mir noch ein Gedicht aus der Kindergartenzeit ein:

„Apfel, du bist schön.

Wer hat dich so schön gemacht?

Gott hat dich ausgedacht.“

 

 

Apfel, Apfel

 (Michaela Reisenbauer, Biobäuerin in der Buckligen Welt)

Apfel, Apfel saftig frisch

liegt vor mir auf dem Tisch

beiß rein

lass es sein

scheid ihn auf

gib Müsli drauf

was immer du auch tust

es ist gut gegen Frust

Kerne in die Erde lege

Spross der wachs – pflege

Baum mächtig und groß

der Stamm voller Moos

reiche Ernte er verschenkt

wenn der Herbst sich über´s Land senkt