Skip to content
Gedanken zur der Wortwahl “Recht auf …” published on

Gedanken zur der Wortwahl “Recht auf …”

Was tun, wenn ich zwar das Recht habe, aber meine Lebensrealität sieht ganz anders aus?

Was ist dieses Recht überhaupt und was kann es in meinem Leben bewirken? Schafft es Freiheit, oder schränkt es mich ein? Wenn der Inhalt dieses Rechtes für mich notwendig ist, wie komme ich dazu, dieses Recht einzufordern und durchzusetzen?

„Recht auf…“ impliziert wir müssen uns für das Rechtsleben und unser Rechte einsetzen, wenn wir das Recht haben, haben wir gewonnen, wir müssen es nur noch durchsetzen und die Dinge sind gelöst. Da wäre doch so viel gewonnen, wenn wir nur das Recht haben und es durchsetzen könnten?

Doch das Recht ist etwas relativ Starres und ich frage mich, kann es der Verschiedenartigkeit der Menschen überhaupt gerecht werden? Und was hilft mir das Recht, wenn es im Moment nicht umsetzbar ist. Und erleben wir nicht auch ein Korsett des Rechtslebens? Und was kann uns ein rechtlich abgesicherter Rahmen überhaupt gewähren? Recht zu haben heißt, ich kann es einfordern und wenn nötig sogar gerichtlich durchsetzen? Ja, schön! Aber wo bleibt da die Individualität der Situation und ist es denn möglich, mit diesem Recht genügend Gestaltungspielraum zu haben den wir Menschen für unsere Entwicklung brauchen? Geht es nicht um Bedürfnisse, die befriedigt sein wollen und braucht es dazu nicht die unterschiedlichsten Lösungen?

Recht auf, macht kämpferisch. Den Kampf kann man auch verlieren, je nachdem, wer der Stärkere ist. Unser Rechtsleben ist so angelegt, dass der Stärkere gewinnt. Das ist auf der ganzen Welt so und sichtbar. Weil Menschen dieser Welt nicht den gleichen Anspruch auf den Wert ihres Lebens haben. Das Rechtsleben ist verrutscht (oder war noch nie richtig) und die eigentliche Aufgabe des Rechtslebens die Menschen gleich zu behandeln ist nicht erfüllt. Unser Rechtsleben ist Handlanger von im Vorhinein privilegierten Menschen, sie sichern sich rechtlich ab und wenn sie das Recht auf ihrer Seite haben, ist alles durchsetzbar. Solange nicht ein starker Kämpfer dagegen antritt. Durch einen Rechtsstreit können viele gut verdienen. Aber wo bleibt da die Gerechtigkeit?

Das Rechtsleben hat eigentlich nicht die Verantwortung, die „richtigen“ Rechte zu entwickeln, ihre eigentliche Verantwortung besteht in der Gleichstellung der Menschen vor dem Rechtsleben.

„Recht auf…“ ich probiere es mal mit andern Worten
„Freiheit in der Entwicklung von….“

Da fällt mir ein Spruch ein:
“Die Freiheit zur Wahl führt zur Würde des Menschen.” (Maria Montessori)

Nicht das „Recht auf..“ führt zur Menschenwürde.
„Freiheit in der Entwicklung von….. „ weckt die Individualität und das gestalterische Potenzial der Menschen.
Da muss nicht jeder und alles über denselben Kamm geschoren werden, es nimmt die Menschen mit in die Verantwortung, macht selbstaktiv, gibt Gestaltungsspielraum.

Na freilich weiß ich, was hier mit den Worten „Recht auf…“ gemeint ist, doch führt es nicht auf eine falsche Fährte?
Wir dürfen uns von falschen Begriffen nicht fangen lassen.

von Irmgard Stadler (Demeterbäuerin)