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Grüner Bericht 2019: Einkommensrückgang published on

Grüner Bericht 2019: Einkommensrückgang

Die Analyse des Grünen Berichts 2019 mit den Einkommensdaten für das Jahr 2018 zeigt im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von durchschnittlich 10% je Betrieb in der Land- und Forstwirtschaft. Nach Betriebsformen und Größenklassen ist das Ergebnis allerdings unterschiedlich.

Von Gerhard Hovorka

Nach einem Einkommensanstieg in den vorherigen zwei Jahren war 2018 ein Jahr mit negativer Einkommensentwicklung. Das Einkommen aus Land- und Forstwirtschaft sank im Jahr 2018 im Vergleich zum Vorjahr durchschnittlich um 10% auf 28.035 Euro je Betrieb (davon waren 8.626 Euro Sozialversicherung zu zahlen). Je betrieblicher Arbeitskraft nahm das Einkommen aus Land- und Forstwirtschaft um 9% auf 21.176 Euro ab. Der Einkommensrückgang kam vor allem durch niedrigere Erträge bedingt durch gesunkene Preise für Schweine und Kuhmilch, geringere Erntemengen bei Kartoffeln und Zuckerrüben sowie durch höhere Aufwendungen in der Tierhaltung (Futtermittel) zustande. Weiters wirkten sich die Zunahmen der Abschreibungen und höherer Energie- und Personalaufwand negativ aus. Positiv wirkten höhere Erzeugerpreise bei Getreide und die höheren Erntemengen und Preise beim Obstbau. Der Gesamtertrag blieb im Vergleich zum Vorjahr gleich, die Aufwendungen stiegen um 4%. Das Erwerbseinkommen je Unternehmer*innenhaushalt betrug im Durchschnitt aller Betriebe 35.450 Euro (minus 6%).

Der Verschuldungsgrad der Betriebe betrug 11,2%. Eine Überdeckung des Verbrauchs im Durchschnitt von 4.288 Euro wurde erzielt (d.h. das verfügbare Haushaltseinkommen war um diesen Betrag höher als der Privatverbrauch). Allerdings war bei 47% aller Betriebe im Grünen Bericht der Privatverbrauch größer als das verfügbare Haushaltseinkommen.

Im Jahr 2018 waren im Durchschnitt aller Betriebe 1,43 betriebliche Arbeitskräfte (bAK) beschäftigt, davon 1,33 nichtentlohnte Arbeitskräfte (nAK) und 0,10 entlohnte Arbeitskräfte (eAK). Der höchste durchschnittliche Arbeitskräfteeinsatz nach Betriebsformen war bei Dauerkulturbetrieben (2,01 bAK, davon 30% entlohnte Arbeitskräfte), der niedrigste Wert bei den Marktfruchtbetrieben. Die Bergbauernbetriebe hatten im Durchschnitt 1,45 bAK.

Sinkende Einkommen, steigende Unterschiede

Nach Betriebsformen betrachtet hatten alle ein niedrigeres Einkommen aus Land- und Forstwirtschaft als im Vorjahr. Am stärksten war der Rückgang bei den Veredelungsbetrieben (-26%), gefolgt von den Dauerkulturbetrieben (-13%) und den Futterbaubetrieben (-10%). Die Marktfruchtbetriebe hatten hingegen ein geringeres Einkommensminus von 1% (nach einem schlechten Vorjahr). Der Einkommensrückstand der Grünlandbetriebe (Futterbau) gegenüber den Marktfruchtbetrieben (4.399 Euro Differenz je Betrieb) hat im Jahr 2018 wieder zugenommen. Die Bergbauernbetriebe hatten im Jahr 2018 im Durchschnitt einen leicht geringeren Einkommensrückgang (-8%) als die Nichtbergbauernbetriebe (-11%), allerdings ausgehend von einem niedrigeren Einkommensniveau. Bei den Biobetrieben ging das Einkommen um 2% zurück. Wie schon in den letzten Jahren hatten die Forstbetriebe mit 21.497 Euro je Betrieb das niedrigste Einkommen.

Nach Betriebsgrößen betrachtet waren die Einkommensunterschiede zwischen großen Betrieben (Einkommen von 60.965 Euro) und kleineren Betrieben (Einkommen von 8.442 Euro) mit einem Verhältnis von 7:1 auch im Jahr 2018 massiv (bei einem Verhältnis der landwirtschaftlichen Nutzfläche von knapp 3:1). Der Einkommensrückgang betrug bei den großen Betrieben 12%, bei den kleineren Betrieben 15%. Es gilt zu beachten, dass Betriebe unter 15.000 Euro Gesamtstandardoutput in der Einkommensstatistik des Grünen Berichts nicht erfasst sind, d.h. die vielen kleinen Betriebe in Österreich nicht repräsentiert sind (nur 50% der Betriebe gemäß Agrarstrukturerhebung).

Vergleich Haupterwerb und Nebenerwerb

Die Nebenerwerbsbetriebe erwirtschafteten 2018 im Durchschnitt mit 6.793 Euro je Betrieb (-12%) nur knapp 13 % des landwirtschaftlichen Einkommens der Haupterwerbsbetriebe von 53.965 Euro (-5%). Je betrieblicher Arbeitskraft (bAK) beträgt die Differenz zwischen Haupt- und Nebenerwerb 25.393 Euro je Betrieb. Das verfügbare Haushaltseinkommen der Nebenerwerbsbetriebe betrug aufgrund der außerlandwirtschaftlichen Tätigkeit insgesamt 34.223 Euro und ist viel geringer als jenes der Haupterwerbsbetriebe (50.786 Euro). Bei den Nebenerwerbsbetrieben war im Durchschnitt im Jahr 2018 der Verbrauch um 3.604 Euro höher als das verfügbare Haushaltseinkommen.

Negative Einkommensentwicklung bei den Bergbauernbetrieben

Das Einkommen aus Land- und Forstwirtschaft sank bei den Bergbauernbetrieben 2018 im Durchschnitt um 8% auf 23.795 Euro je Betrieb. Der Rückstand betrug 4.240 Euro (15%) gegenüber dem Durchschnitt aller Betriebe bzw. 8.645 Euro (27%) gegenüber den Nichtbergbauernbetrieben. Ohne Bergbauernförderung (Ausgleichszulage = AZ) wäre der Abstand zu den Gunstlagen viel größer. Bei Betrachtung des verfügbaren Haushaltseinkommens der Bergbauernbetriebe verringert sich der Rückstand gegenüber den Nichtbergbauernbetrieben auf 2.668 Euro je Betrieb. Während es für die Bergbauernbetriebe mit geringer Erschwernis ein geringeres Minus von 3% gab, sank das Einkommen bei den Bergbauernbetrieben mit mittlerer Erschwernis um 15%. Bei den Bergbauernbetrieben mit hoher Erschwernis sank es um 5%, bei den extremen Bergbauernbetrieben nur um 1%. Mit zunehmender Bewirtschaftungserschwernis sinken der Gesamtstandardoutput und die reduzierte landwirtschaftliche Nutzfläche je Betrieb. Bei den extremen Bergbauernbetrieben (Erschwernisgruppe 4) erreichte eine betriebliche Arbeitskraft (bAK) nicht einmal die Hälfte (46%) des land- und forstwirtschaftlichen Einkommens (zuzüglich Personalaufwand) der Nichtbergbauernbetriebe.

 

Biolandwirtschaft wird ausgebaut

Die geförderten Biobetriebe (+2%) und die Biofläche (+3%) haben auch 2018 zugenommen. Der Anteil der Biolandwirtschaft lag bei 21 % an den Betrieben und 25 % an den Flächen. Die größte Flächenzunahme entfiel auf Ackerflächen. Die große Mehrheit der Biobetriebe (68%) sind auch Bergbauernbetriebe. Den höchsten Anteil an Biobetrieben gibt es in Salzburg, die stärksten flächenmäßigen Zuwächse waren 2018 in Ostösterreich. Das land- und forstwirtschaftliche Einkommen der Biobetriebe betrug 30.110 Euro je Betrieb (-2%) und lag damit inklusive der Bioförderung um 7% über dem Bundesdurchschnitt.

Agrarbudget nahm 2018 leicht zu

Im Jahr 2018 wurde mit 2,1 Mrd. Euro Budgetmittel um 5,5% mehr an EU-, Bundes- und Landesmittel für die Land- und Forstwirtschaft aufgewendet als im Jahr davor. In der 1. Säule der GAP blieben die Zahlungen nahezu unverändert, aber in der 2. Säule der GAP wurden mehr Mittel ausgegeben. Die Zahlungen für das ÖPUL, für Qualitätsregelungen und Investitionen, an Junglandwirt*innen und für LEADER sind gestiegen.  Die rein national finanzierten Maßnahmen stiegen 2018 um 15% (vor allem wegen der Zahlungen für Dürreschäden und der Steigerung bei den Zuschüssen zur Ernte- und Risikoversicherung). Die Marktordnungsausgaben hatten einen Anteil von 34%, das Programm Ländliche Entwicklung von 51% und die zusätzlichen nationalen Fördermittel machten 15% aus. Der Anteil der öffentlichen Gelder am landwirtschaftlichen Einkommen betrug im Durchschnitt 68% bzw. waren es 16% am Ertrag. Dies zeigt die große Bedeutung des Agrarbudgets für die Land- und Forstwirtschaft.

Ungleiche Verteilung der öffentlichen Gelder bleibt

Im Maßnahmenjahr 2018 wurden 1,39 Milliarden Euro an flächenbezogenen Zahlungen (Direktzahlungen 1. Säule, ÖPUL, AZ) an landwirtschaftliche Betriebe ausbezahlt. Im Durchschnitt waren es 12.668 Euro je Betrieb. Aufgrund des Flächenbezugs sind diese Zahlungen ungleich verteilt. Während 31% der Betriebe im unteren Förderbereich (bis 5.000 Euro) im Durchschnitt nur 2.422 Euro je Betrieb erhielten und einen Förderanteil von nur 6% hatten, lukrierten 1,8% der Betriebe im oberen Förderbereich (über 50.000 Euro) 11% aller Fördermittel und im Durchschnitt 79.965 Euro je Betrieb. In den Genuss von jeweils über 100.000 Euro flächenbezogenen Direktzahlungen kamen 280 Betriebe, die zusammen 48,6 Millionen Euro (im Durchschnitt 173.613 Euro je Betrieb) erhielten. Weitere 359 Millionen Euro wurden für die übrigen Maßnahmen im Rahmen des Programms für die ländliche Entwicklung aufgewendet.

Fazit

Das Jahr 2018 brachte – nach zwei positiven Jahren – eine negative Einkommensentwicklung in der Land- und Forstwirtschaft (-10%). Der prozentuelle Rückgang bei den Bergbauernbetrieben war etwas geringer als bei den Nichtbergbauernbetrieben, der Abstand ist aber immer noch groß. Dies trifft besonders für die Betriebe mit hoher und extremer Erschwernis zu. Ohne die gezielte Bergbauernförderung (Ausgleichszulage) wäre der Rückstand noch viel größer. Die Zahlungen für die Land- und Forstwirtschaft sind aber nicht nur für die Bergbauernbetriebe, sondern für alle Betriebsformen und -größen ein wichtiger Einkommensbestandteil. Aus Sicht der Berg- und Biolandwirtschaft sind das ÖPUL und die Ausgleichszulage die zentralen Leistungsabgeltungen für die Erfüllung der gesellschaftlichen Ziele und Erwartungen.

Dr. Gerhard Hovorka, Mitarbeiter der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen in Wien

Anmerkung: Der Begriff Einkommen wird hier zum besseren Verständnis für die im Grünen Bericht als „Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft“ bezeichneten Zahlen verwendet.

Dieser Artikel wurde zuerst in der Zeitschrift “Wege für eine Bäuerliche Zukunft” Nr. 359 veröffentlicht. Die Zeitschrift kann hier abonniert werden.

Der Grüne Bericht 2019 ist hier zu finden.