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Grüner Bericht 2021: Einkommen bei Bergbauernbetrieben weiter gesunken published on

Grüner Bericht 2021: Einkommen bei Bergbauernbetrieben weiter gesunken

Die Analyse des Grünen Berichts 2021 zeigt, dass das Einkommen aus Land- und Forstwirtschaft im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 1% leicht gestiegen, während das Einkommen der Bergbauernbetriebe im gleichen Zeitraum um 4% gesunken ist.

Von Karin Schroll und Ingrid Machold

Der Grüne Bericht 2021 stellt die Situation der österreichischen Land- und Forstwirtschaft für das Jahr 2020 dar. Im Grünen Bericht werden die wirtschaftlichen Daten von Buchführungsbetrieben mit einem Gesamt-Standardoutput (GSO)[1] von € 15.000 – 350.000 ausgewertet, sehr große sowie kleine Betriebe werden darin folglich nicht erfasst.

Insgesamt ist das Einkommen[2] im Vergleich zum Vorjahr um 1 % auf durchschnittlich € 28.368 gestiegen, wovon noch € 9.173 Sozialversicherung (SV) zu zahlen sind. Bezogen auf die betriebliche Arbeitskraft sind dies € 21.363 (ebenfalls noch inkl. SV).

Im Durchschnitt aller Betriebe sind die Aufwände je Betrieb um 3 % auf € 96.192 gestiegen, die Erträge um 2 % auf € 124.560. Die Erträge setzen sich unter anderem aus der Bodennutzung (20 %), der Tierhaltung (40 %) und der Forstwirtschaft (5 %) zusammen. Die öffentlichen Gelder tragen mit einem Anteil von durchschnittlich 16 % zum Ertrag bei.

Einen positiven Einfluss auf das Einkommen hatten im Jahr 2020 höhere Erntemengen im Getreidebau und bei Ölfrüchten sowie gestiegene Erzeuger*innenpreise, erhöhte öffentliche Gelder infolge der COVID-19-Hilfspakete, höhere Erträge in der Milchwirtschaft aufgrund leichter Preissteigerungen und Bestandsaufstockungen, gestiegene Preise im Obstbau (besonders Tafeläpfel), die auch die mengenmäßigen Ernteeinbußen ausgeglichen haben, sowie höhere Erträge aus der Schweinehaltung, die sich aus einer Produktionsausweitung trotz niedrigerer Erzeugerpreise ergeben haben. Einen negativen Einfluss auf die Einkünfte hatten im Vergleich zum Vorjahr geringere Erträge in der Forstwirtschaft (geringerer Holzeinschlag und hoher Schadholzanteil durch den Borkenkäfer), höhere Abschreibungen (vor allem für Maschinen und Geräte), geleistete Umsatzsteuer aus verstärkten Investitionen sowie Sachaufwendungen für Tierhaltung und Instandhaltungen.

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Abbildung 1

In Abbildung 1 werden die Erträge und Aufwände sowie die daraus errechneten Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft mit besonderem Augenmerk auf Bergbauern- und Biobetriebe dargestellt. [1] Zieht man von den Erträgen und öffentlichen Geldern die Aufwände und Sozialversicherungsbeiträge (SV) ab, ergeben sich die land- und forstwirtschaftlichen Einkünfte (nach SV) mit durchschnittlich € 19.195 je Betrieb. Die Höhe des Einkommens (s. Fußnote 2) sowie dessen Zusammensetzung unterscheidet sich jedoch stark nach Ausrichtung, Bewirtschaftungsform und bewirtschafteter Fläche eines Betriebes.

Große Unterschiede nach der Betriebsform

Anders als im Vorjahr ergibt sich nur für die Futterbaubetriebe eine negative Einkommensentwicklung von minus 8 % (im Vorjahr minus 7 %), während alle anderen Betriebsformen ein steigendes Einkommen erzielen (Dauerkulturbetriebe + 34 %, Marktfruchtbetriebe + 10 %, Forstbetriebe + 6 %, Veredelungsbetriebe + 2 %, Gemischtbetriebe + 2 %). Ausschlaggebend für diesen Einkommensrückgang waren vor allem höhere Aufwendungen für Instandhaltungen und Abschreibungen.

Einkommen bei Bergbauernbetrieben weiter gesunken

Das Einkommen der Bergbauernbetriebe (durchschnittlich € 21.827 vor Abzug SV, € 14.413 nach Abzug SV) ist im Vergleich zum Vorjahr um weitere 4 % zurückgegangen, 2019 gab es ebenfalls ein Minus von 5 % zum Vorjahr. Differenziert nach den Erschwernisgruppen verringert sich das Einkommen bei den Bergbauern und -bäuerinnen der Gruppen 1 und 2 um jeweils 7 %, bei der Gruppe 3 (hohe Erschwernis) steigt das Einkommen allerdings um 11% (v.a. aufgrund höherer Erträge bei der Tierhaltung) und bei Betrieben mit extremer Erschwernis (Gruppe 4) um 6 %. Die Bergbauernbetriebe bewirtschaften durchschnittlich 31 ha land- und 23 ha forstwirtschaftlich genutzte Fläche und repräsentieren 38.607 Betriebe innerhalb des Auswahlrahmens im Grünen Bericht (s. Fußnote 1), ihr GSO beträgt im Durchschnitt € 57.100. Die Einkünfte von Nichtbergbauern sind um 5% (auf 35.110 vor Abzug SV) gestiegen. Diese bewirtschaften durchschnittlich 36 ha land- und 8 ha forstwirtschaftlich genutzte Fläche und repräsentieren 37.449 der Betriebe. Ihr GSO liegt durchschnittlich bei € 86.300. Das Einkommen der Biobetriebe stieg um 1% an. Hauptgründe dafür sind höhere Erträge aus der Bodennutzung und Entschädigungen aus COVID-19-Zahlungen.

Agrarbudget und Zusammensetzung der GAP-Zahlungen

Das Agrarbudget für das Jahr 2020 beträgt 2,25 Mrd. Euro an EU-, Bundes- und Landesmitteln für Land- und Forstwirtschaft, das sind 5,2 % (112 Mio. €) mehr als im Jahr 2019.

Abbildung 2

Abbildung 2 zeigt, wie sich die GAP-Zahlungen in den ausgewählten Betriebskategorien zusammensetzen. Nicht-Bergbauernbetriebe erhalten 52 % ihrer GAP-Zahlungen aus der 1. Säule (Direktzahlungen). Die Bergbauernbetriebe profitieren vor allem von der zweiten Säule: der Anteil der Ausgleichszahlungen liegt bei 27 %, Zahlungen aus dem Agrar-Umweltprogramm ÖPUL bei 28 %. Bei den Biobetrieben dominieren vor allem die Zahlungen aus dem ÖPUL mit einem Anteil von 38 %.

Gesamtanzahl der Betriebe sinkt, Anzahl der Biobetriebe steigt

Die Gesamtanzahl der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe sinkt stetig. Abbildung 3 zeigt die Anzahl der Betriebe laut INVEKOS-Daten (beinhaltet jene Betriebe, die einen Mehrfachantrag stellen und mindestens 1,5 ha förderfähige Fläche bewirtschaften), im Jahr 2020 sind davon 51 % Bergbauernbetriebe. Laut INVEKOS ist die Anzahl der Betriebe im Vergleich zum Jahr 2010 um 17 % gesunken (von 131.200 auf aktuell 109.400 Betriebe). Die Anzahl der Biobetriebe steigt hingegen kontinuierlich an und liegt im Jahr 2020 bei 24.500 (22 % aller Betriebe). Die Anzahl der Nichtbergbauernbetriebe sinkt etwas stärker als die der Bergbauernbetriebe.

Abbildung 3

Die neue Agrarstrukturerhebung im Jahr 2020 (darin werden auch flächenmäßig kleinere Betriebe erfasst) ergibt insgesamt 155.900 aktive land- und forstwirtschaftliche Betriebe, das sind um etwa 10% weniger als bei der letzten Vollerhebung im Jahr 2010 (173.300 Betriebe). Beiden Datenquellen gemeinsam ist ein starker absoluter Rückgang der Betriebsanzahl.

Fazit

Insgesamt ist das Einkommensniveau der Land- und Forstwirtschaft im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen. Zwischen den Betriebsformen zeigen sich wie jedes Jahr große Unterschiede in der Entwicklung. Das Einkommen der Bergbauernbetriebe geht insgesamt weiter zurück, allerdings mit beträchtlichen Unterschieden in den einzelnen Erschwernisgruppen. Das Einkommen der Nicht-Bergbauernbetriebe steigt insgesamt leicht an, damit hat sich der Einkommensrückstand der Bergbauernbetriebe im Jahr 2020 vergrößert. Die Anzahl der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe sinkt seit Jahren kontinuierlich.

Karin Schroll und Ingrid Machold – Mitarbeiterinnen der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen in Wien

[1] Die Einkommensdaten des Grünen Berichts 2021 basieren auf einer Auswertung der Buchführungsdaten von 1.939 land- und forstwirtschaftlichen Betrieben mit einem Gesamt-Standardoutput zwischen € 15.000 und 350.000. Standardoutput bezeichnet den durchschnittlichen Wert der Erzeugung land- und forstwirtschaftlicher Produkte zu Ab-Hof-Preisen (ohne öffentliche Gelder und exklusive gesetzlicher Umsatzsteuer). Gesamt-Standardoutput (GSO) ist die Summe aller erzeugten Produkte eines Betriebes pro Jahr.

[2] Der Begriff „Einkommen“ wird zum besseren Verständnis für die im Grünen Bericht als „Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft“ bezeichneten Zahlen verwendet.

Dieser Artikel wurde zuerst in der Zeitschrift “Wege für eine Bäuerliche Zukunft” Nr. 369 veröffentlicht. Die Zeitschrift kann hier abonniert werden.

Der Grüne Bericht 2021 ist hier zu finden.