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ÖBV: Ernährungssouveränität jetzt statt Krisen ohne Ende! published on

ÖBV: Ernährungssouveränität jetzt statt Krisen ohne Ende!

Klare Botschaft überall: Die Welternährung hat nur mit kleinbäuerlicher Landwirtschaft und Ernährungssouveränität eine Zukunft

Anlässlich des Welternährungstags am 16. Oktober hat die globale Bewegung La Via Campesina mit über 200 Mio. Mitgliedern weltweit das Statement „Ernährungssouveränität ist die einzige Lösung und der einzige zielführende Weg“ [1] veröffentlicht. Überall auf der Welt stehen derzeit zentrale Weichenstellungen für die Zukunft unserer Landwirtschaft und Ernährung an. Und überall stehen die Zeichen derzeit auf noch mehr Konzentration von Kontrolle in Händen von einigen wenigen mächtigen Playern. „Hier braucht es endlich eine Kehrtwende. Überall auf der Welt leisten wir Widerstand, denn dadurch geraten auch unsere so wichtigen bäuerlichen Alternativen und Antworten auf die Krisen immer mehr unter Druck. Das meinen wir mit Systemwandel: Die Abkehr von einem System, das die Interessen von Konzernen und Profiten ins Zentrum stellt. Ernährungssouveränität heißt: Menschenrechte, Demokratie, und gutes Essen für alle durch Vielfalt und kleinbäuerliche Landwirtschaft und dass die Menschen, die die Arbeit leisten, ebenso im Zentrum stehen wie die Umwelt.“ so die ÖBV-Via Campesina Austria.

ÖBV engagiert sich in der globalen Nyéléni-Bewegung: Herbsttreffen von 28.-30.10. in Krems

Von 28.-30.10.2022 wird in Krems (NÖ) das Nyéléni Herbsttreffen und das Zukunftssymposium veranstaltet [2]. Dabei wird die ÖBV gemeinsam mit vielen anderen Organisationen, mit spannenden internationalen Gästen, mit unzähligen Initiativen und engagierten Menschen zur Zukunft unserer Lebensmittelsysteme arbeiten. „Allen Beteiligten ist dabei klar, dass dieser Systemwandel nur durch unser gemeinsames Engagement möglich sein wird. Nur daraus entsteht jene Zukunft, die wir mit Ernährungssouveränität benennen. Nur so können wir Druck auf die politischen Entscheidungsträger:innen aufbauen und diesen Wandel zugleich selbst vorantreiben. Das Programm bietet bereits ein klares Bild über die Prioritäten, zu denen es derzeit Antworten braucht. Die Veranstaltung in Krems wird den Raum dafür öffnen, um unsere gemeinsamen Antworten zu diskutieren, weiter auszuarbeiten und in breiten Bündnissen voranzutreiben.“ so Franziskus Forster von der ÖBV-Via Campesina Austria.

Vom Saatgut und Boden bis über den Tellerrand hinaus

Bereits jetzt – trotz widrigster Bedingungen – wird die Welt durch die kleinbäuerliche Landwirtschaft ernährt. Auch die aktuellen Krisen zeigen deutlich, wie krisensicher die kleinbäuerlichen Alternativen sind. Trotz des aktuell vorherrschenden Systems, das die industrielle Landwirtschaft begünstigt: Kleinbäuerliche Lebensmittelsysteme ernähren bis zu 70 % der Weltbevölkerung und produzieren diese Lebensmittel mit weniger als 30 % der Ressourcen. [3] “Wie würde eine Welt aussehen, die die Bauern und Bäuerinnen dabei unterstützt, ihre wertvolle Arbeit unter guten Bedingungen leisten zu können? Ernährungssouveränität ist eine der wichtigsten Chancen unserer Zeit.”, so die ÖBV weiter.

Die in der Pandemie sichtbar gewordenen Verwundbarkeiten des Lebensmittelsystems; die aktuelle Hunger- und Ernährungskrise, in der weiterhin die unsägliche Verschwendung von Ressourcen neben dem Hunger steht, als ob das naturgegeben wäre; die Teuerungen weltweit, insbesondere auf Kosten der Menschen mit den niedrigsten Einkommen bei gleichzeitiger Spekulation mit Lebensmitteln; die steigenden Energiepreise und die Fortsetzung der energieintensiven industriellen Landwirtschaft; Land Grabbing und neue Patente für Saatgut auf Kosten der bäuerlichen Vielfalt; Greenwashing und die Kooptation durch Konzerne in unterschiedlichsten Formen; Technologien (wie die Neue Gentechnik) und Handelsabkommen, die die Machtkonzentration in allen Bereichen immer weiter vertiefen; die hochgradig verwundbaren globalisierten Lieferketten; das Höfesterben und die Klima- und Biodiversitätskrise zeigen deutlich auf, dass es diesen Wandel hin zu Ernährungssouveränität dringend braucht. “Durch die Arbeit in unseren weltweiten Bewegungen behaupten wir unsere Alternativen und die Hoffnung: Denn es geht anders, das beweisen wir jeden Tag.” so die ÖBV weiter.

Die ÖBV wird heute Abend in der Sendung „Landwirtschaft am Wendepunkt“ Alternativen präsentieren [4]. Ebenso ist die UNDROP (UN-Deklaration zu den Rechten von Kleinbauern und -bäuerinnen und Menschen, die in ländlichen Gebieten arbeiten) aus Sicht der ÖBV ein Dreh- und Angelpunkt und Kompass, an dem die Zukunft ausgerichtet werden soll. „Ernährungssouveränität ist die die Antwort der kleinbäuerlichen Bewegungen weltweit. Es ist dringend an der Zeit, die vielen Potenziale und Alternativen der bäuerlichen Vielfalt und der Agrarökologie endlich umzusetzen. Passiert das nicht, dann wird es weiterhin heißen: Weiter Krisen ohne Ende.“, so die ÖBV abschließend.

Hintergrundinformationen

[1] Das Statement findet sich hier. Die ÖBV ist als Mitglied der European Coordination Via Campesina (ECVC) Teil von La Via Campesina und damit der größten sozialen Bewegung weltweit. Der Ansatz: Nur als globale und solidarische Bewegung können wir Ernährungssouveränität umsetzen.

[2] Nyéléni Herbsttreffen und Zukunftssymposium: Programm und Infos hier und der Überblick über das Programm hier.

[3] Diese Zahlen stützen sich auf FAO- und nationale Daten, die von GRAIN (2014) und der ETC-Group (2017) in ihren Berichten akribisch zusammengestellt und analysiert wurden. Siehe dazu auch IPES-Food (2021)

[4] ECO Spezial, 22:30, ORF2: “Landwirtschaft am Wendepunkt

Rückfragen
Franziskus Forster
ÖBV – Via Campesina Austria
Tel.: +43 650 68 888 69