Um die schlimmsten Auswirkungen des Klimachaos zu vermeiden, müssen wir die Systeme radikal umgestalten und eine echte Null (Real Zero) erreichen. Anlässlich der COP 27 in Sharm-el-Sheik (Ägypten) und der problematischen klimapolitischen Beschlüsse auf EU-Ebene wurde ein von knapp 200 Organisationen unterzeichnetes Statement und ein Analysedokument veröffentlicht.
Um die schlimmsten Auswirkungen der Klimakatastrophe zu vermeiden, müssen wir die Art und Weise, wie wir unsere Lebensmittel produzieren, unsere Ökosysteme bewirtschaften und unsere Wirtschaft antreiben, radikal, gerecht und fair verändern.
Wir müssen dringend echte und bewährte, sozial gerechte und von den Menschen getragene Lösungen einsetzen und die Treibhausgasemissionen an ihrer Quelle drastisch reduzieren, hin zu echten Null-Emissionen, zu einem “Real Zero”. Da die Emissionen kumulativ sind, trägt jede Tonne der jetzigen Emissionen zu den verheerenden Auswirkungen der wachsenden Klimakrise bei, die wir schon überall auf der Welt beobachten: Hitzewellen, Gletscherabbrüche, stärkere Wirbelstürme, Ernteausfälle, Waldbrände oder massive Überschwemmungen.
Dennoch subventionieren, produzieren und verbrennen die von fossiler Energie abhängigen Regierungen und Unternehmen weiterhin fossile Brennstoffe. Die neueste Greenwashing-Phantasie ist, dass “Nature based solutions” („naturbasierte Lösungen“) und zukünftige Technologien der „Kohlenstoffentnahme“ (Carbon Dioxide Removal – CDR) eines Tages riesige Mengen der aktuellen CO2-Emissionen aus der Atmosphäre saugen werden. Sie nehmen dabei auch ein Überschreiten des kritischen 1,5°C-Limits in Kauf, mit der vagen Hoffnung, die Temperatur später wieder absenken zu können.
Dadurch wird der gesamte Planet den schwerwiegenden Folgen eines “temperature overshoot”, einem Überschreiten der 1,5°C Grenze , ausgesetzt, vor denen der Weltklimarat IPCC in seinen jüngsten Berichten gewarnt hat.
Bei dieser Strategie steht jede Tonne der versprochenen zukünftigen Kohlenstoffentnahme für Emissionen, die uns heute mehr Klimachaos bescheren.
Der Plan, den die Europäische Kommission (EK) im Dezember 2021 in ihrer Mitteilung über nachhaltige Kohlenstoffkreisläufe 2021 vorgelegt hat, trägt zu dieser Strategie bei. In der Mitteilung schlägt die Kommission einen Regulierungsprozess auf EU-Ebene vor, um den großmaßstäbliche CO2-Entfernung zu zertifizieren und Gutschriften zu schaffen, die dann auf Kompensationsmärkten als Offsets gehandelt werden könnten. Künftige CDR- und Kompensationsmärkte sind nur eine Verschleierungstaktik für die gegenwärtige Untätigkeit.
In dem Plan fördert die EK zwei Arten von CDR. Die erste ist die vorübergehende Speicherung von Kohlenstoff in landwirtschaftlichen Feldern und in Wäldern, das so genannte „Carbon Farming”, als Mittel, um gegenwärtige Emissionen auszugleichen, einschließlich der permanenten Emissionen aus fossilen Brennstoffen. Diese vorübergehende „naturbasierte“ Sequestrierung ist jedoch nicht vergleichbar mit fossilen Emissionen, die über Hunderte und Tausende von Jahren in der Atmosphäre verbleiben und zur globalen Erhitzung beitragen, und kann diese auch nicht ausgleichen.
Die Kommission fördert auch technologische Ansätze, darunter direkte Kohlenstoffabscheidung und -speicherung aus der Luft (Direct Air Capture with Carbon Capture and Storage, DACCS) und Bioenergie mit Kohlenstoffabscheidung und – speicherung (BECCS). Diese Technologien existieren derzeit nicht in großem Maßstab und bergen aufgrund ihres sehr hohen Energie- und Ressourcenverbrauchs sowie des Transports und der Speicherung von Kohlendioxid enorme soziale, ökologische und wirtschaftliche Risiken und Kosten.
Sowohl Carbon Farming als auch BECCS, sollte dies jemals in größerem Maßstab realisierbar sein, bergen auch enorme Risiken für Landspekulation und Landgrabbing von Kleinbäuer*innen und Landwirt*innen und bedrohen damit die Ernährungssouveränität in der EU und weltweit.
Die Europäische Kommission ignoriert bei ihrer Entscheidung völlig, dass frühere und gegenwärtige Märkte für Kohlenstoffkompensationen zu keinen tatsächlichen Emissionsreduktionen geführt haben oder die erforderlichen Finanzmittel bereitstellen, die für eine echte und gerechte Transition weg von fossilem Wirtschaften nötig sind. Von einem Emissionsausgleichsmarkt profitieren vor allem die Verschmutzer. Diese Märkte rechtfertigen auf gefährliche und falsche Weise die Fortsetzung der Emissionen: indem irgendjemand, irgendwo, irgendwann in der Zukunft eine Tonne Kohlenstoff aus der Atmosphäre entfernen könnte. Das ist ein sicherer Weg, den Planeten in Brand zu setzen.
Künftiges CDR kann nicht der Ersatz für eine sofortige und tiefgreifende Emissionsreduktion sein. Um die globale Erhitzung unter 1,5 °C zu halten, sind echte, gerechte und sofortige Reduzierungen erforderlich. Eine Strategie, die darauf setzt, 1,5 °C erst zu überschreiten und dann mittels vorübergehender CO2-Entfernung und derzeit nicht existierender Technologien auszugleichen, um eines Tages zu sicheren globalen Temperaturen zurückzukehren, ist eine Strategie, die in die Klimakatastrophe führt.
Europa hat eine große historische Verantwortung, den Globalen Süden bei einer gerechten Transition zu unterstützen und die eigenen Emissionen schnell auf ein echtes Nulllevel zu senken. Wir wissen, wie so ein “Real Zero” aussieht: ein gerechter und politisch gesteuerter Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen, eine Energiewende hin zu echten, fairen, demokratischen und nachhaltigen erneuerbaren Energien, die Unterstützung von Kleinbäuer*innen und eine gerechte Umstellung der Lebensmittel- und Agrarsysteme auf Agrarökologie für Ernährungssouveränität, naturnahe Forstwirtschaft sowie die Umlenkung öffentlicher Subventionen weg von den Fossilen, um diese Maßnahmen zu unterstützen.
Um ein “Real Zero” bei den CO2-Emissionen zu erreichen und die Erderwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen, ist der Vorschlag der Europäischen Kommission zur Zertifizierung von CO2-Kompensationen auf einem gescheiterten Kohlenstoffmarkt abzulehnen. Emissionen müssen umgehend gestoppt und Ökosysteme geschützt und wiederhergestellt werden.
Analysedokument: Real Zero Europe Analyse: Real-Null, Netto-Null und der Vorschlag der Europäischen Kommission, ein Regelwerk für die Zertifizierung von Maßnahmen zur Entfernung von Kohlendioxid zu schaffen. Siehe hier.
Initiiert von
ReCommon |
Antonio Tricarico |
Corporate Europe Observatory |
Pascoe Sabido |
Center for International Environmental Law |
Lili Fuhr |
European Coordination Via Campesina |
Emma Courtine |
Heinrich Boell Foundation |
Linda Schneider |
CCFD – Terre Solidaire |
Myrto Tilianaki |
Biofuelwatch |
Almuth Ernsting |
Friends of the Earth International |
Sara Shaw |
Friends of the Earth Europe |
Clara Bourgin |
Global Forest Coalition |
Coraina de la Plaza |
Institute for Agriculture and Trade Policy |
Shefali Sharma |
Food & Water Action Europe |
Frida Kieninger |
Fern |
Hannah Mowat |
BUND Bund für Umwelt und Naturschutz e.V. |
Kerstin Meyer |
Corporate Accountability |
Rachel Rose Jackson |
Unterzeichnet von
350.org
Aalem for Orphan and Vulnerable Children, Inc.
AbibiNsroma Foundation
ActionAid International
Actúa por un Mundo Sostenible
Africa Network for Environment and Economic Justice
African Children Empowerment
Agora Association
Agroecology X
Aid/Watch
AirClim
Aitec
Alofa Tuvalu
Andrea Echeverri
Andy Gheorghiu Consulting
Asrori Farm
Association for Farmers Rights Defense
Association For Promotion Sustainable Development
Association of voluntary actions for society
Association pour l’Integration et le Developpement Durable au Burundi
Association pour la Conservation et la Protection des Écosystèmes des Lacs et l’Agrlculture Durable
ATerra
Attac France
Biowatch South Africa
Boerenforum
Bread for the World, German Protestantic Church
Break Free From Plastic
Buergerinitiative gegen CO2-Endlager e.V.
BUNDjugend / Young Friends of the Earth Germany
Canopée
Carmelite NGO
CBM Ireland
CEDEUAM – UniSalento
Censat Agua Viva
Centre for Climate Action
Centre for Climate Safety
Centro de Documentación en Derechos Humanos „Segundo Montes Mozo SJ“
CESTA Friends of the Earth El Salvador
CIDSE
Climate Action Campaign Humboldt Unitarian Universalist Fellowship
Climáximo
Coma Sound LTD
Confédération paysanne
Coordination gegen BAYER-Gefahren
Deutsche Umwelthilfe
Earth Action, Inc.
Eco Dharma Network
Eco Ruralis peasant farmers Association
Ecologistas en Acción
EcoNexus
Ecosia GmbH
Environmental Investigation Agency
Environmental Justice Foundation
Equity Transit
Erfurt University of Applied Sciences
Euro Coop
Fachhochschule Erfurt
Farmworker Association of Florida
FDCL – Center for Research and Documentation Chile-Latin America
Federation of Community Forestry Users Nepal
Feedback
Feedback EU
Feminist Exchange Network
FIAN Belgium
FIAN Deutschland
FIAN International
Focsiv italian federation christian organisations international voluntary service
Food Sovereignty Ghana
Foodjustice
Forests & Finance Coalition
Forests of the World
FÓRUM MUDANÇAS CLIMÁTICAS E JUSTIÇA SOCIOAMBIENTAL – FMCJS
Forum Ökologie & Papier
Fresh Eyes
Fridays for Future Spain – Juventud por el Clima
Frie Bønder Levende Land
Friends of the Earth France
Friends of the Earth Malta
Friends of the Earth Scotland
Friends of the Earth Spain
Friends of the Earth US
GALBA – Group for Action on Leeds Bradford Airport
Gallifrey Foundation
Gastivists
GLOBAL 2000
Global Justice Ecology Project
Global Media Foundation
Green Finance Observatory
Green Liberty
Greenpeace
Health of Mother Earth Foundation
Humusz Szövetség
IBON International
Igapo Project
Indigenous Environmental Network
Indigenous Peoples Global Forum for Sustainable Development
Indonesia for Global Justice
Institute for Sustainability, Equity and Resilience
Institute for Sustainable Development
Jordens Vänner / Friends of the Earth Sweden
Justiça Ambiental
Justice Institute Guyana
Kaganga John
Kenya Small Scale Farmers Forum KESSFF
Kilusan para sa Repormang Agraryp at Katarungang Panlipunan (KAT
Klimadelegation e.V.
La Via Campesina Arab and North Africa Region ARNA
LaKunaBi
Law 4 Palestine
Leefmilieu
London Mining Network
MannheimZero
Mazingira Institute
MediaArt-Dortmund
MIJARC Europe
Milieudefensie – Friends of the Earth Netherlands
MISEREOR
Mom Loves Taiwan Association
Movement for Advancing Understanding of Sustainability And Mutuality
National Rural Women Coalition – Philippines
NGO Forum on ADB
No Plastic In My Sea
NOAH – Friends of the Earth Denmark
Not Here Not Anywhere
Novasutras
ÖBV-Via Campesina Austria
Ole Siosiomaga Society Incorporated (OLSSI)
Partnership for Policy Integrity
People & Planet Edinburgh
Pivot Point
Polish Ecological Club Mazovian Branch
Polish Zero Waste Association
PowerShift e.V.
Profundo
Public Eye
Reacción Climática
Réaction en chaîne humaine
Reclame Fossielvrij
Regenerate Hub
Rethink Plastic (NGO coalition)
Rettet den Regenwald e.V.
Rezero
Santa Cruz Climate Action Network
SchipholWatch
Schola Campesina
Sciences Citoyennes
Semnar / Saatgutpolitik & Wissenschaft
SETEM Catalunya
Social Tipping Point Coalitie
SofA Münster (sofortiger Atomausstieg)
Stand.earth
Stay Grounded Network
Stowarzyszenie Pracownia na rzecz Wszystkich Istot
Sustainable Development Institute
The Greens Movement of Georgia – FoE Georgia
Third World Network
Toekomstboeren
Transition Crich
Transnational Institute
Tripla Difesa Onlus Guardie Sicurezza Sociale e Eco Zoofile
UBINIG (Policy Research for Development Alternative)
UDAPT
Umanotera
Union Of Agriculture Work Committees
UNISC International
United Kingdom Without Incineration Network
Uranium Network
Urgewald
Voedsel Anders Belgium
Voedsel Anders Nederland
Wall of Women
WomanHealth Philippines
Working group Food Justice
World March of Women
Xnet
Yeşil Çember – ökologisch interkulturell gGmbH
Yorkshire and Humber Climate Justice Coalition
ZERO – Associação Sistema Terrestre Sustentável
Zero Waste Europe
Zukunftskonvent Germany