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ÖBV fordert Ermöglichung der „Stressfreien Schlachtung“ für kleine Bauernhöfe published on

ÖBV fordert Ermöglichung der „Stressfreien Schlachtung“ für kleine Bauernhöfe

Bevorzugung von großen Betrieben gegenüber bäuerlichen Schlachtraumbetreibern befürchtet – Pressemeldung, 7. Juni 2018

Jahrelanger Druck seitens Zivilgesellschaft und ein Antrag der Grünen im Landtag waren notwendig, bis Oberösterreichs Agrarlandesrat Hiegelsberger einsah, dass mobile Schlachteinrichtungen in der EU durchaus zulässig sind.

Anlässlich der Pressekonferenz von Landesrat Hiegelsberger zu „Mobiler Schlachtung“ macht sich die Österreichische Berg- und Kleinbäuer_innen Vereinigung (ÖBV-Via Campesina Austria) für Tierwohl, aber auch für die Existenzsicherung kleiner Bauernhöfe stark. „Wir möchten die Tiere, die wir auf unseren Höfen großziehen, auch in ihrem vertrauten Lebensumfeld am Hof schlachten dürfen,“ sagt Lisa Hofer-Falkinger, Biobäuerin und Schlachtraumbetreiberin im Mühlviertel. „Uns ist es wichtig, den gesamten Prozess von der Aufzucht über die Schlachtung bis zur Vermarktung selber kontrollieren können. Das ist im Sinne des Tierwohls aber auch im Sinne der Wertschöpfung am Hof“, so Hofer-Falkinger weiter.

Jedoch genau hier scheiden sich die Geister: Für welche Betriebe soll es möglich sein, direkt auf der Weide oder im Auslauf zu schlachten? Landesrat Hiegelsberger fokussiert auf technische Lösungen, wie sie nur für größere Schlachtbetriebe machbar sind. „Einfachere Lösungen, die ebenfalls hygienisch einwandfreie funktionieren scheinen nicht erwünscht zu sein. Für bäuerliche Schlachtraumbetreiber, welche im kleinen Stil eigene Tiere und die der Nachbarn schlachten möchten, sind die vorgeschlagenen Kleinlaster weder sinnvoll noch leistbar“, führt Lisa Hofer-Falkinger aus.

Die ÖBV und andere bäuerliche Vereinigungen haben bereits vor Jahren das Konzept der „Stressfreien Schlachtung im gewohnten Lebensumfeld der Nutztiere“ mit kostengünstigen praktischen Lösungen erarbeitet. „Die Politik muss jetzt Rahmenbedingungen schaffen, die es erlauben, dass die stressfreien Schlachtung am Hof für Kleinbäuerinnen und Direktvermarkter kostengünstig und mit kleinstmöglichem technischem Aufwand umsetzbar wird. In Zeitalter des Bauernsterbens soll die Wertschöpfung bei den ProduzentInnen bleiben!“ fordert Christine Pichler-Brix, Bio-Mutterkuhhalterin am Attersee. Die Vertreterinnen der Berg- und Kleinbauern befürchten, dass die Gesetzgebung für die mobile Schlachtung nun auf großen Schlachtbetriebe zugeschnitten und damit die ursprüngliche Idee ad absurdum geführt wird.

Hintergrundinformationen:

Immer mehr Menschen interessieren sich dafür, wo und wie ihre Lebensmittel produziert werden. Gerade KonsumentInnen, die direkt von Bauernhöfen qualitativ hochwertiges Fleisch kaufen wollen, erwarten sich, dass die Tiere auch vor Ort stressfrei geschlachtet werden. Dies trifft sich mit den Interessen von Bauern und Bäuerinnen, die ihre Tiere gut behandeln, bis zum Ende begleiten und dann selber vermarkten möchten.

In der Österreichischen Berg- und Kleinbäuer_innen Vereinigung (ÖBV-Via Campesina Austria) haben sich daher bereits im Jahr 2013 Kleinbauern und -bäuerinnen und Direktvermarkter zur Arbeitsgruppe „Stressfreie Schlachtung“ zusammengeschlossen. Das Anliegen ist, den Tieren Stress und Leid zu ersparen, dem zunehmenden Wunsch der KonsumentInnen nach stressfrei geschlachtetem und qualitativ hochwertigem Fleisch nachzukommen und zugleich auf den eigenen kleinen Höfen ein ausreichendes Einkommen erwirtschaften zu können.

Deshalb haben Bauern und Bäuerinnen der ÖBV gemeinsam mit Bio Austria, Erde & Saat, Demeterbund und ARGE Hochlandrind ein Konzept für „stressfreie Schlachtung im gewohnten Lebensumfeld der Nutztiere“ erarbeitet, das praktisch und hygienisch einwandfrei umsetzbar ist. „Wir fordern seit Jahren vom Gesundheitsministerium und von Agrarlandesräten, die Schlachtung im gewohnten Lebensumfeld endlich auch in Österreich zu genehmigen; aber die Politiker haben sich immer auf die EU-Gesetzgebung hinausgeredet und es ging nichts weiter. Dabei ermöglicht die EU sehr wohl diese Art der Schlachtung, sofern die Entscheidungsträger in den Mitgliedsstaaten dies erlauben“, erklärt Christine Pichler-Brix, Bio-Mutterkuhhalterin am Attersee.

Weitere Infos zum Thema:

ÖBV-Newsletter zum Thema abonnieren: hier

ÖBV-Position hier

ÖBV-Folder zur Stressfreien Schlachtung hier

Stressfreie Schlachtung in Deutschland: www.uria.de

Berichterstattung in anderen Medien bzw. Aussendungen anderer Organisationen zum Thema:

Hier ein Überblick über die Berichterstattung zu den aktuellen Ereignissen. Wie unsere Pressemeldung zeigt, sehen wir die Art wie unsere langjährige Forderung nun umgesetzt werden soll sehr skeptisch und teilen nicht den  Jubel anderer:

Presseunterlagen von Land OÖ: https://www.land-oberoesterreich.gv.at/202839.htm

OÖ Nachrichten: http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/Das-erspart-den-Tieren-den-Schlacht-Stress;art4,2918281

Bio Austria: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20180607_OTS0210/bio-austria-begruesst-pilotprojekt-zu-mobilen-schlachtanlagen-in-oberoesterreich

Life Radio: http://www.liferadio.at/on-air/detail/news/show/oberoesterreich-erlaubt-mobile-rinder-schlachtung/?no_cache=1&cHash=5d9a3ef5988e3fc58dc016f0db947561

AIZ: https://aiz.info/?+OOE-Pilotprojekt-zur-mobilen-Schlachtung-gestartet+&id=2500,,,2028,,Y2lkPTExNTEwOTU

Blick ins Land: https://blickinsland.at/pilotprojekt-zur-mobilen-schlachtung-startet/

Rückfragen:

Lisa Hofer-Falkinger, ÖBV-Via Campesina Austria (Österreichische Berg- und Kleinbäuer_innen Vereinigung), 0650 590 00 34

Florian Walter, ÖBV-Via Campesina Austria (Österreichische Berg- und Kleinbäuer_innen Vereinigung), 0676 907 40 37