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Recht auf Land und Erbe published on

Recht auf Land und Erbe

Ich darf mich glücklich schätzen: Ich gehöre zu den 20 % der Frauen weltweit, die Landbesitzerinnen sind. Das wahrscheinlich auch nur, weil ich keinen Bruder habe. Hätte ich einen, so hätte wohl er den Vortritt gehabt bei der Hofübernahme!

Laut Weltagrarbericht sind in den Entwicklungsländern für 60 % bis 80 % der Nahrungsmittelproduktion Frauen verantwortlich. Wie wird das bei uns in Österreich sein?
Wie wird sich die Verteilung des Landbesitzes entwickeln? Vermögende und Spekulanten haben in den letzten Jahren erkannt, dass Landkauf eine der wenigen relativ stabilen Anlageformen ist und in der nächsten Zeit im Wert vermutlich steigen wird.

Nicht nur in Afrika, Lateinamerika und Asien fällt immer mehr fruchtbares Land in die Hände der “Landgrabber“. Hunger, Verzweiflung und Landflucht sind die schrecklichen Folgen!

Auch bei uns streift zahlungskräftiges Publikum immer mehr Höfe und auch Gemeingut ein. Jahrhunderte lang haben unsere Vorfahren dafür gekämpft, dass das Land jenen gehört, die es bearbeiten. Das neoliberale Wirtschaftssystem macht diese außerordentlich wichtige Errungenschaft still und heimlich rückgängig. Das unternehmerische Denken, das uns von unserer bäuerlichen Vertretung stets „eingeimpft“ wird, macht den Boden zu einer Ware, die wir beim Wachsen unserer Höfe einsetzen, um an das benötigte Kapital zu kommen. Und geht das Wachstumskonzept dann nicht auf, dann wechseln Grund und Boden den Besitzer.

Es lässt sich erahnen, dass der Landbesitz der Frauen durch diese Mechanismen nicht gerade zunehmen wird.
Der Einsatz und Kampf gegen Landraub weltweit muss zu einem der wichtigsten Anliegen werden, wenn wir in Frieden leben wollen.

Das Land denen, die es bearbeiten und sich und ihre Umgebung davon ernähren! Das sind mindestens 50 % Frauen!

von Christine Pichler-Brix (Bäuerin in OÖ)