Dem Beschluss im Nationalrat müssen nun konkrete Taten folgen
Heute wird im Nationalrat eine jahrzehntelange Forderung der ÖBV beschlossen. „Der Beschluss für teilmobile Schlachtung ist n u r d a n n ein Erfolg, wenn der mobile Teil überbetrieblich nutzbar und die Nutzung so vereinfacht wird, dass er für die 2.143 kleinen Schlachtbetriebe wirtschaftlich wird. Das Modell Schweiz ist hier ein wichtiges Vorbild.“ (1) so Lisa Hofer-Falkinger, von der Österreichischen Berg- und Kleinbäuer_innen Vereinigung (ÖBV), die mit ihrem Mann Hannes einen kleinen Schlacht-Zerlegebetrieb im Mühlviertel betreibt. „Nun ist die Chance auf tatsächliche Verbesserungen, doch nun müssen auch konkrete Schritte zugunsten von kleinbäuerlichen Betrieben und Direktvermarktern gesetzt werden.“
„Wir leben und arbeiten am Land und wir sichern die regionale Versorgung direkt vor Ort. Tagtäglich setzen wir Tierwohl, qualitativ hochwertige Lebensmittelproduktion und Direktvermarktung konkret um. Nun soll es endlich Verbesserungen geben. Wir fordern Regelungen, die uns finanziell entlasten und die Benachteiligung gegenüber großen Schlachtbetrieben aufheben. Es braucht Unterstützung bei den Kosten, die uns in der Umsetzung dieser Ziele entstehen. Es braucht eine für Kleinbetriebe gangbare Regelung für überbetriebliche Kooperation bei den Schlachtanhängern und -räumen.“ so Hofer-Falkinger weiter.
Regionale Versorgung stärken
In Österreich gibt es derzeit 3.106 „Hufschlachtbetriebe“, also zugelassene Schlachträume, in denen u.a. Rinder geschlachtet werden dürfen. In 2.143 Betrieben (= 69 %) davon werden bis zu 20 GVE/Jahr geschlachtet, in 676 Betrieben zwischen 20 – 100 GVE/Jahr. Nur 2 % der Betriebe schlachten mehr als 1.000 GVE/Jahr. Dieses vergleichsweise dichte Netz an kleinen und in lokalen Netzwerken verankerten Schlachtbetrieben ist eine Chance und das muss gestärkt werden, das ist eine große Chance, die jetzt endlich auch genutzt werden muss: Im Sinne einer Regionalisierung, einer echten Alternative zu Lebendtiertransporten, im Sinne der Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen und Einkommensmöglichkeiten im ländlichen Raum und im Sinne von mehr Tierwohl durch stressfreie Schlachtung im gewohnten Lebensumfeld. Um das aber umzusetzen, müssen aber kleinbäuerliche Existenzen gesichert werden!
Derzeit gibt es großes Problem bei den Kosten. Investitionskosten des Anhängers (derzeit 30.000 €), bei 10 bis 15 Schlachtungen bei einem 20 GVE-Betrieb pro Jahr, zusätzliche Tierarztkosten (Tierarzt muss derzeit bei jeder Schlachtung anwesend sein) und Kosten für weitere Auflagen, Arbeitsaufwand. „Hier gibt es eine finanzielle Leerstelle, die noch nicht gelöst ist. Die überbetriebliche Nutzung von mobilen und teilmobilen Schlachtanlagen wäre eine Erleichterung, ebenso ein Kostenzuschuss aus den Mitteln der GAP.“
„Ich will, dass sich die Menschen in unserer Umgebung unsere Lebensmittel in bester Qualität leisten können. Wir wollen, dass sich das auch Menschen mit dem gleichen Lohnniveau wie wir leisten können und nicht nur eine Elite. Damit das möglich wird, müssen nun aber auch kleinbäuerliche Betriebe, kleine Schlachtbetriebe und Direktvermarkter direkt und in ihrer überbetrieblichen Kooperation gefördert und unterstützt werden. Das darf nicht als Marketing-Gag vereinnahmt werden.“ so Hofer-Falkinger weiter.
Vorbild Schweiz = Handlungsbedarf
Im Antrag wird festgehalten, eine Regelung nach dem Vorbild der Schweiz zu entwickeln. Das Modell Schweiz ist ein Vorbild, aber da ist in Österreich und in der EU noch einiges zu tun. Oberste Priorität muss nun die Umsetzung von Regelungen sein, die tatsächlich im Sinne von Kleinbauern und -bäuerinnen, kleinen Schlachtbetrieben zur regionalen Versorgung ausfallen. Wenn das gelingt, dann kann tatsächlich von einem Erfolg gesprochen werden.
Hintergrund
(1) Nähere Informationen unter https://www.viacampesina.at/stressfreie-teilmobile-schlachtung/
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Artikel: Kitzer (2021): Schlachtung ohne Stress
– DI Roland Kitzer, HBLFA Raumberg-Gumpenstein (2021): Schlachtung ohne Stress. Teil 1 und 2: Vermeiden von Stress vor der Schlachtung bei Rindern wirkt sich positiv auf Stressindikatoren aus.
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Bildquelle: Kienzer, stressfrei.st