Skip to content
Verschwunden in der Mitversicherung published on

Verschwunden in der Mitversicherung

„Weit haben wir es gebracht“, sagte lachend eine Nachbarin, als wir uns vergangenes Silvester wenige Stunden nach Mitternacht bei einem dritten Nachbarn am Lagerfeuer gewärmt haben.
Seit 1. Jänner 2012 bin ich jetzt genauso wie die zwei Frauen auf den Nachbarhöfen „Hauptberuflich in der Landwirtschaft tätige Ehefrau“ und als solche bei meinem Mann in der Sozialversicherungsanstalt der Bauern (SVB) mitversichert. Drei hauptberufliche Bäuerinnen wohnen nebeneinander, das ist gar nicht mehr so oft zu finden, da waren wir uns einig. Einig waren wir uns auch darin, dass wir einen schönen Beruf haben. Alle drei kennen wir auch die Arbeitswelt als Angestellte. Am Bauernhof können wir selbst schalten und walten, das ist uns trotz mancher anstrengenden Arbeit lieber.

Eine Ernüchterung kam bereits wenige Tage nach diesem euphorischen Start ins hauptberufliche Bäuerinnen-Dasein: Post von der SVB. Das Kuvert war an meinen Mann adressiert, wie zuvor ganz selbstverständlich. Diesmal war ich ein wenig stutzig, und zwar deshalb, weil ich mir sehr sicher war, dass dieses Schreiben meine Mitversicherung betreffen würde. Dass den Antrag mein Mann unterschreiben müssen hat und ich nur passiv vorgekommen bin, hab ich ja noch eingesehen. Die SVB wird mich nicht fragen, ob ich das überhaupt will. Wenn ich woanders krankenversichert gewesen wäre, wäre der Antrag ja einfach abgelehnt worden.
Aber dass die Bestätigung über den positiven Ausgang nur meinen Mann etwas angeht, versteh ich nicht mehr ganz. Ein eigenartiges Gefühl ist das nach wie vor für mich. Seit fast 20 Jahren habe ich mich selbst darum gekümmert, wie und wo ich versichert bin, über jede An- und Abmeldung hat mich die Gebietskrankenkassa oder die Dienstgeberin sofort informiert – jetzt geht mich das nichts mehr an! Von wegen „selbst ist die Frau“.

Das Briefgeheimnis werde ich weiterhin wahren, auch wenn mir mein Bauchgefühl sagt, dass der Inhalt eines Kuverts auch mich angeht. Mein Mann öffnet nicht einmal die Plastikverpackung einer Zeitschrift, wenn sie an mich adressiert ist! „Weit haben wir es gebracht!“ Zwei von uns Nachbarinnen sind halt nur mitversichert. Bei der dritten ist der Mann in einer Firma angestellt. Die ist immerhin Betriebsführerin!

von Judith Moser-Hofstadler (Biobäuerin in Alberndorf)