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Zeitschrift: Böden aufbrechen published on

Zeitschrift: Böden aufbrechen

Unsere neue Zeitung: Wege für eine bäuerliche Zukunft ist da!
Böden aufbrechen ist diesmal das Thema. Brigitte Reisenberger, Franz Rohrmoser, Hermann Pennwieser, Paul Ertl und viele andere schreiben über Landraub, Hofübergabe, den idyllisch freien Markt den es nicht gibt und die Bodenfrage in der Sozialdemokratie.

Mit einem Kommentar von Julianna Fehlinger zu Boden-Kultur

Der Boden ist die Grundlage unseres bäuerlichen Wirtschaftens – sonnenklar! Doch auch die Agrarindustrie kommt trotz all der Technik und Chemie nicht ohne den Zugang zu Land aus. Mittlerweile haben auch viele Akteur_innen außerhalb der Landwirtschaft erkannt, dass Boden nicht nur für die Lebensmittelerzeugung unumgänglich ist, sondern auch für die Produktion von Energie. In Zeiten, in denen der Zugang zu fossilen Brennstoffen immer schwieriger wird und gleichzeitig Boden durch falsche Bewirtschaftung verloren geht, wird der ökonomische Wettstreit um unseren Boden immer schlimmer. Das spüren auch Bauern und Bäuerinnen, die trotz sinkender Zahl an Betrieben immer höhere Preise für Pacht und Kauf zahlen müssen. Dadurch konzentriert sich Land in den Händen jener, die es sich leisten können, die hohen Pacht- und Kaufpreise zu zahlen – bei uns ebenso wie in anderen Regionen dieser Erde.

Dem Boden wird dabei zu viel zugemutet: monokultureller Anbau, Überdüngung, Verdichtung und Verbauung. Besonders schmerzlich ist aber der Verlust an Boden-Kultur: jenes Zusammenwirkens zwischen bäuerlichem Handwerk und dem Boden, das sich über Jahrhunderte entwickelt hat. Denn es sind Bauern und Bäuerinnen, die im Laufe von vielen Generationen ein System entwickelt haben, wie sie von dem, was der Boden hergibt, leben können. Es sind Bäuerinnen und Bauern, die erfahren haben, was sie dem Boden zurück geben müssen, um seine Fruchtbarkeit zu erhalten und die damit eine regional angepasste Boden-Kultur entwickeln konnten.

Die Universität für Bodenkultur trägt genau dies bereits im Namen. Daher ist es höchste Zeit, dass Bauern und Bäuerinnen gemeinsam mit Wissenschaftler_innen erforschen, wie Boden-Kultur an die heutigen Herausforderungen angepasst werden kann.  Wir brauchen eine an der bäuerlichen Praxis orientierte Forschung, die  bäuerliche Produktionsmethoden wertschätzt, auf Kreislaufwirtschaft setzt, anstatt den Einsatz fossiler Energie weiter voranzutreiben, die gute soziale Kultur auf den Höfen schafft, damit mehr statt weniger Menschen Boden-Kultur betreiben wollen, und die auf Vielfalt setzt statt auf Einfalt.