„Auf zu neuen Horizonten. Begegnungsreise mit Bäuerinnen”
Bäuerinnnen und Konsumentinnen aus allen Teilen Österreichs besuchten vom 20. Oktober bis 6. November 2000 Frauengruppen, Bäuerinnen, Landarbeiterinnen und StadtviertelbewohnerInnen in Ecuador. Die Reise fand im Rahmen des Projektes „Frauenbegegnung im ländlichen Raum” der Südwind-Agentur statt und wurde gemeinsam mit der ÖBV und der Katholischen Frauenbewegung/ Diözese St. Pölten durchgeführt.
Geboren wurde die Idee aufgrund der Erfahrungen ähnlicher Reisen – Frauen unterwegs zueinander, Nicaragua 1991 und Sensibilisierungsreise der Katholischen Frauenbewegung Österreich 1989. Von der Idee bis zur Projektdurchführung war es ein weiter Weg mit Pilot- und Zwischenprojekten, Verschiebungen und Änderungen. Flexibilität war gefragt bis 2000 der Hauptteil des Projekts, die Durchführung der Reise mit den beiden Vorbereitungs- und dem Nachbereitungsseminar möglich war.
Ziel der Reise war es, den Dialog von Frauen und Männern im Bereich Landwirtschaft zwischen Nord und Süd zu fördern, weltweite agrarpolitische und wirtschaftliche Zusammenhänge kennen zu lernen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu entdecken und Perspektiven für die Zukunft zu entwickeln. Hierzu wurden beispielsweise verschiedenste Projekte der Entwicklungszusammenarbeit im Bereich nachhaltige Landwirtschaft, sanfter Tourismus, Kleinkreditprogramme, etc. oder aber auch diverse Organisationen vor Ort besucht.
Es entstand auch eine Dokumentation, wo die teilnehmenden Frauen ihre Eindrücke und Begegnungen schildern.
Gegenbesuch
Für 2001 wurde ein Gegenbesuch organisiert: 10 Frauen aus Ecuador besuchten in Österreich 7 Bundesländer, wobei alle österreichischen Teilnehmerinnen der Ecuadorreise besucht und eingebunden werden konnten.
Seminare und Veranstaltungen wurden gemeinsam mit den österreichischen Frauen und Bäuerinnen organisiert und von der ÖBV, Südwind Agentur N.Ö. und Mitarbeiterinnen der Katholische Frauenbewegung koordiniert.
Die Bäuerinnen, die verschiedene Funktionen innerhalb ihrer Gemeinde oder landwirtschaftlicher Organisationen innehaben, fungierten als Bindeglied zwischen den ecuadorianischen Gästen und der Landbevölkerung. Besonders die vorangegangenen Vorträge der österreichischen Bäuerinnen über ihre eigene Reise und die Situation in Ecuador erweckten das Interesse der Landbevölkerung, was beim Gegenbesuch durch die zahlreiche Teilnahme bestätigt wurde.
Vereine, Organisationen und lokale Presse schlossen sich zusammen, um den Gegenbesuch zu gestalten. Darüber hinaus konnten die ecuatorianischen Bäuerinnen jene PartnerInnenorganisationen und – gruppen besuchen, mit denen zum Teil bereits langjährige Kontakte bestehen.
Inhaltliche Schwerpunkte der Gegenreise
Besuche und Begegnungen mit den österreichischen Frauen und Bäuerinnen waren so gestaltet, dass die Ecuatorianerinnen die verschiedenen landwirtschaftlichen Betriebsarten und Organisationen kennenlernen konnten. Folgende Auswahl war dabei getroffen worden:
• Wein-, Grünland-, und Ackerbaubetriebe, Betriebe mit Schaf- oder Ziegenhaltung, jeweils mit biologischer oder konventioneller Produktionsweise.
• Betriebsbeispiele für gelungene Direktvermarktung, Abhofverkauf, und gemeinschaftliche Wirtschaftsweise, Urlaub am Bauernhof, Waldwirtschaft,
• Treffen mit VertreterInnen von Organisationen des ökologischen Landbaus, Bäuerinnen und der Landwirtschaftskammern
• Computergesteuerte Großbetriebe
Menschliche Begegnungen, das „Einander-Kennenlernen”
Durch die Mitarbeit der Gäste auf den Höfen und in der unmittelbaren Lebenswelt der Gastgeberinnen intensivierten sich die persönlichen Beziehungen, der Alltag wurde direkt miterlebt und es fand ein reger Erfahrungsaustausch statt. Menschliche Begegnungen und freundschaftliche Kontakte kamen zustande.
Die gemeinsame Problematik in der ecuadorianischen und österreichischen Landwirtschaft zeigte sich an diversen Beispielen. Die Bäuerinnen müssen sich hier wie dort mit globalen Saatgutfirmen, Umweltzerstörung, Monokulturen und der Auflösung der kleinstrukturierten Landwirtschaft auseinandersetzen. Von ecuadorianischer Seite gab es die Vorstellung von überdimensionalen österreichischen Betrieben, die keine Schwierigkeiten mit dem wirtschaftlichen Überleben haben. Der Besuch machte viele Zusammenhänge sichtbar, zum Beispiel wie sich die Überproduktion von Fleisch und Milch in Europa, hochgezüchtet mit Futtermitteln des Südens, dort wieder in der Zerstörung ländlicher Strukturen auswirkt.