Stressfreie Schlachtung im gewohnten Lebensumfeld der Nutztiere
“Wir möchten Tiere, die wir auf unseren Höfen großziehen, auch in deren gewohntem Lebensumfeld stressfrei schlachten dürfen!”
Ausgehend von diesem Bedürfnis von bäuerlichen Direktvermarkter_innen, beschäftigt sich die ÖBV seit dem Jahr 2013, gemeinsam mit anderen bäuerlichen Organisationen, intensiv mit dem Thema stressfreie Schlachtung. Im Jahr 2014 war die ÖBV Mitbegründerin der “Plattform Stressfreie Schlachtung”.
Ziel: Wir wollen eine Legalisierung der Schlachtung im gewohnten Lebensumfeld erreichen: Es soll erlaubt sein, einzelne Nutztiere in ihrem gewohnten Lebensumfeld stressfrei zu betäuben und zu entbluten, und das tote Tier anschließend zum zugelassenen Schlachtbetrieb zu verbringen. Dies soll mit dem kleinstmöglichen technischen Aufwand für bäuerliche Direktvermarkter_innen genehmigbar sein.
Hintergrund: Viele Bäuerinnen und Bauern bemühen sich, ihren Nutztieren ein möglichst angenehmes und würdiges Leben zu ermöglichen. In Dankbarkeit und Respekt möchten sie die Tiere bis zu deren Ende begleiten und den Schlachtprozess stressfrei und respektvoll gestalten.
Weiters sind artgerechte Tierhaltung und tierschutzkonforme Schlachtung wichtige Grundlagen für die Produktion hochwertiger Lebensmittel. Speziell Direktvermarkter legen auf diese Themen besonderes Augenmerk, weil sie alle Arbeitsschritte selbst, am eigenen Betrieb und in Ihrem direkten Verantwortungsbereich ausführen.
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Mehr Infos
In der EU-Verordnung (Nr. 1099) “Zum Schutz von Tieren beim Zeitpunkt der Tötung” ist verankert: “Allgemeine Anforderungen in Bezug auf die Tötung und damit zusammenhängende Tätigkeiten: (1) Bei der Tötung und damit zusammenhängenden Tätigkeiten werden die Tiere von jedem vermeidbarem Schmerz, Stress und Leiden verschont” (Kapitel II/Art. 3).
Problem: Derzeit ist eine stressfreie Schlachtung von Nutztieren in deren gewohnten Lebensumfeld in Österreich offiziell nicht erlaubt. Die Behörden verlangen, dass die Tiere lebendig in Schlachträumlichkeiten gebracht und erst dort getötet werden. Die Schlachtung in Schlachträumlichkeiten bringen derzeit jedoch folgendes Probleme mit sich: Das Trennen von Schlachttieren von der Herde und der Transport zum Schlachtraum ist für die Tiere immer mit Stress verbunden:
Dieser Stress mindert das Wohlergehen der Tiere und ist daher in Hinblick auf Tierschutz bedenklich.
Der Stress mindert die Fleischqualität.
Die gestressten Tiere können gefährlich für die Menschen sein, welche die Schlachtung durchführen.
Wie meinen wir mit dem Begriff “Stressfreie Schlachtung im gewohnten Lebensumfeld der Nutztiere”?
Die Lebendbeschau wird am Haltungsbetrieb durch den zuständigen Tierarzt durchgeführt.
Die Betäubung und Tötung (wie in Punkt 3 und 4 näher beschrieben) wird von sachkundigen Personen durchgeführt. Die mobilen Teile der Schlachtanlage (wie in Punkt 3 und 4 näher beschrieben) werden als Ergänzung zum (stationären) Schlachtraum vom zuständigen Amtstierarzt zugelassen.
Die Betäubung des Tieres erfolgt durch ein geeignetes Betäubungsgerät (in der Regel Schussapparat oder Feuerwaffe). Bei der Betäubung mittels Feuerwaffe ist ein Kugelfang vorhanden. Der Ort der Betäubung ist so gestaltet, dass das Tier nicht ausbrechen kann (z.B. durch Abgrenzung eines Bereiches mittels Eisenpanelen, Holzpferch, Mauer etc.), damit im Falle der Notwendigkeit eine Nachbetäubung erfolgen kann. (Es wird jeweils nur EIN Tier zum gleichen Zeitpunkt betäubt und getötet.)
Die Entblutung erfolgt am Ort der Betäubung. Das Blut wird mit einer dafür vorgesehenen Wanne aufgefangen oder gelangt direkt in die Güllegrube. Das Blut aus der Wanne wird fachgerecht entsorgt.
Das entblutete Tier wird mit einer Vorrichtung (z.B. Frontlader, Flaschenzug, Winde, etc.) in ein Transportmittel verladen, welches flüssigkeitsdicht ist, über einen Sichtschutz, Insektenschutz und Witterungsschutz verfügt (z.B. Anhänger, verschließbare Box etc.). Der Tierkörper wird innerhalb von 60 Minuten in einen zugelassenen Schlachtraum bzw. den stationären Teil der Schlachtanlage verbracht.
Siehe auch Konzept
Was haben wir bisher gemacht? – eine Auswahl wichtiger Schritte:
• 2012: Direktvermarktungsgruppe der ÖBV wählt “Stressfreie Schlachtung” als Arbeitsschwerpunkt
• Mai 2013: Konferenz “Kurze Lebensmittelversorgungswege” an der BOKU mit Schwerpunkt “Stressfreie Schlachtung”, organisiert von der ÖBV
• Februar 2014: Seminar “Tierschutz in der Rinderschlachtung” mit Andrea Fink-Kessler und Lea Tramenpau (D) mit Schwerpunkt Schlachtung im gewohnten Lebensumfeld, organisiert von der ÖBV in Kooperation mit Bio Austria, Erde & Saat, Freilandverband, Demeter
• März 2014: Eingabe der ÖBV ans Gesundheitsministerium zur Ermöglichung der stressfreien SchlachtungDownload
• Juni 2014: Vernetzungstreffen der Plattform Stressfreien Schlachtung in Linz
• Sept 2014: Stellungnahme der ÖBV an das Gesundheitsministerium, September 2014 Download
• Sept 2014: Vernetzungstreffen der Plattform Stressfreien Schlachtung in Linz
• Frühjahr 2015: Versuch ein Forschungsprojekt in der Raumberg zu initiieren, Lobbytermine beim Land Steiermark
• Juli 2015: Veranstaltung “Der Rinderflüsterer” in Graz, mit Schlachtpionier Hermann Maier aus Deutschland, Erfinder der “Mobilen Schlachtbox (MSB)”, organisiert von der ÖBV in Kooperation mit Bio Austria, Erde & Saat, Freilandverband
• Okt 2015: Pressemeldung der ÖBV Download
• Mai 2016: Vernetzungstreffen in Wien und Lobbytermin im Gesundheitsministerium – ÖBV, Bio Austria, Demeter, ARGE Hochlandrind
• laufend: Recherchen, Vernetzungsarbeit, Öffentlichkeitsarbeit
Weiterführende Informationen zur Situation in Österreich:
Kontakt bei der ÖBV: , 03579 8037;
Kooperation: Die ÖBV hat gemeinsam mit BIO AUSTRIA, Erde & Saat, Demeterbund, Freilandverband, ARGE Hochlandrind und anderen engagierten Personen eine Arbeitsgruppe gegründet, welche sich mit dem Thema auseinandersetzt und für das Anliegen einsetzt.
Um zu Erreichen, dass die stressfreie Schlachtung legalisiert wird, braucht es eine breite Allianz von Bäuer_innen, Konsument_innen, handwerklichen Fleischverarbeiter_innen/Metzger_innen, Interessensvertretungen, Wissenschaftler_innen, Tierschützer_innen, Journalist_innen etc.
Österreichische Bergbauern Vereinigung fordert Landesrat Waldhäusl und Vizekanzler Strache zum Rücktritt auf
„Regierung und Länder sollen Stressfreies Schlachten entkriminalisieren, statt unter dem Vorwand des Tierschutzes religiöse Minderheiten auszugrenzen und Vorurteile zu schüren“, so die Forderung der Österreichischen Berg- und Kleinbäuer_innen Vereinigung.
Die ÖBV-Via Campesina Austria fordert eine sachliche Diskussion zum würdigem Tod von Schlachttieren.
Bevorzugung von großen Betrieben gegenüber bäuerlichen Schlachtraumbetreibern befürchtet - Pressemeldung, 7. Juni 2018Jahrelanger Druck seitens Zivilgesellschaft und ein Antrag der Grünen im Landtag waren notwendig, bis Oberösterreichs Agrarlandesrat Hiegelsberger einsah, dass mobile Schlachteinrichtungen in der EU durchaus zulässig sind.
Anlässlich der Pressekonferenz von Landesrat Hiegelsberger zu „Mobiler Schlachtung“ macht sich die Österreichische Berg- und Kleinbäuer_innen Vereinigung (ÖBV-Via Campesina Austria) für Tierwohl, aber auch für die Existenzsicherung kleiner Bauernhöfe stark. „Wir möchten die Tiere, die wir auf unseren Höfen großziehen, auch in ihrem vertrauten Lebensumfeld am Hof schlachten dürfen,“ sagt Lisa Hofer-Falkinger, Biobäuerin und Schlachtraumbetreiberin im Mühlviertel. „Uns ist es wichtig, den gesamten Prozess von der Aufzucht über die Schlachtung bis zur Vermarktung selber kontrollieren können. Das ist im Sinne des Tierwohls aber auch im Sinne der Wertschöpfung am Hof“, so Hofer-Falkinger weiter.
Die ÖBV setzt sich bereits seit längerem für die “Stressfreie Schlachtung im gewohnten Lebensumfeld der Nutziere ein”. Nun erhielt ein neues Modell der stressfreien Schlachtung in der Schweiz eine definitive Bewilligung. Am Biohof Dusch der Familie Blunier wird dabei das Tier im Fressbereich mit einem Selbstfanggitter fixiert, mittels Bolzenschuß betäubt, dann mit einer speziellen Hebevorrichtung ...
Von Fr, 6. April – So, 8. April setzen wir uns in der Landwirtschaftlichen Landeslehranstalt Rotholz (Tirol) eingehend mit der Bedeutung der kleinen Höfe für ein “gutes Leben für alle” auseinander. Im Zuge von Workshops, der Vorführung des Films “System Milch” und Diskussionen tauschen wir uns einerseits über die aktuelle Situation aus und andererseits soll ...