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Grüner Bericht zeigt: Ungerechte Verteilung ist ungebrochen published on

Grüner Bericht zeigt: Ungerechte Verteilung ist ungebrochen

ÖBV fordert: GAP muss endlich gerechter und ökologischer werden!

Die gestern veröffentlichten Zahlen des Grünen Berichts 2021 verdeutlichen einmal mehr, wie ungerecht die aktuelle Entwicklung der Landwirtschaft in Österreich ist. „Es fehlt die Vision für die Zukunft. Weiter wie bisher ist eine Sackgasse. Daraus folgt ein klarer und unmissverständlicher Auftrag an die Agrarpolitik: Die kommende GAP muss deutlich gerechter und ökologischer werden!“ so Franziskus Forster von der Österreichischen Berg- und Kleinbäuer_innen Vereinigung (ÖBV-Via Campesina Austria).

Die Zahl der Höfe ist in den letzten 10 Jahren um ein Zehntel (156.000 Höfe) geschrumpft. Doch damit nicht genug: Unter den verbleibenden Betrieben wächst die Kluft zwischen großen und kleinen Betrieben, sowie zwischen Berghöfen und Gunstlagen weiterhin dramatisch. Und das, obwohl Zahlen bei den kleinsten Betrieben gar nicht erhoben werden. „Dabei brauchen wir für die Herausforderungen der Zukunft gerade diese Betriebe dringend. Es braucht endlich neue Wege. Wenn sich jetzt nichts ändert, dann steht eine weitere große Ausstiegswelle – insbesondere aus der Berglandwirtschaft – bevor.“ 

Erste 20 ha doppelt fördern!

Um die wichtigen Aufgaben der Zukunft zu bewältigen, muss sich die wertvolle Arbeit der Bauern und Bäuerinnen auf Klein-, Berg- und Biobetrieben endlich lohnen. Um Einkommen und Arbeitsplätze im ländlichen Raum zu sichern, ist die doppelte Förderung der ersten 20 ha und eine Umverteilung bei den Direktzahlungen zentral. Um mehr Gerechtigkeit mit einer Ökologisierung zu verbinden, braucht es zusätzlich aber auch gezielte Maßnahmen in der Marktordnung, im ÖPUL und der Ländlichen Entwicklung.

BM Köstinger kündigt angesichts des Grünen Berichts einen „starken Fokus“ auf Bergbetriebe an. In den bisherigen Entwürfen zur Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) ist allerdings weit und breit keine Verbesserung in Sicht. „Statt die Berglandwirtschaft in Sonntagsreden zu fokussieren, braucht es endlich Taten! Die Ausarbeitung der GAP-Strategiepläne ist in vollem Gang, aber seit drei Jahren hören wir nur, wie gut der Status Quo in Österreich ist. Dabei braucht man kein Hellseher zu sein: Die Auswirkungen der Klima- und Biodiversitätskrise verschlechtern die Einkommenslage zusätzlich immer weiter. Es braucht dringend eine gerechte und ökologische GAP!“

UTP-Richtlinie: Regierung hat es in der Hand!

Bauernbund-Direktor Totschnig kündigt an, die agrarischen Märkte und Lieferketten „stärker in den Fokus zu nehmen“. Dabei ist die „Verbesserung der Position der Landwirte in den Wertschöpfungsketten“ seit 2018 ein definiertes Ziel der EU-Kommission in der aktuellen GAP. Hier gibt es ein Handlungsfeld, bei dem aber bisher Vorschläge in Österreich völlig fehlen. Zudem wurde vor zwei Jahren auf EU-Ebene die Richtlinie gegen Unfaire Handelspraktiken (UTP-Richtlinie) beschlossen. Der Bauernbund erwähnt nicht, dass gegen Österreich gerade ein Vertragsverletzungsverfahren läuft, weil diese Richtlinie bisher in Österreich nicht umgesetzt wurde. „Ein bäuerlicher Fokus auf die UTP-Richtlinie könnte wirkliche Verbesserungen bringen. Die Regierung muss hier endlich Taten setzen, um der laufenden Markt- und Machtkonzentration in den vor- und nachgelagerten Bereichen endlich einen Riegel vorzuschieben. Denn das ist eine zentrale Ursache dafür, dass die Wertschöpfung von den Bauern und Bäuerinnen wegwandert!“ so Forster abschließend.

Hintergrund
Offener Brief: Erste 20 ha doppelt fördern! Jetzt Arbeitsplätze und Einkommen und eine vielfältige Landwirtschaft sichern!
Positionspapier der ÖBV zur Agrarpolitik nach 2020

Kontakt:
Franziskus Forster
ÖBV-Via Campesina Austria
Tel.: +43 650 68 888 69