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Grüner Bericht: Einkommenslage extrem angespannt, neue GAP muss Antworten bieten! published on

Grüner Bericht: Einkommenslage extrem angespannt, neue GAP muss Antworten bieten!

ÖBV fordert: Doppelte Förderung der ersten 20 ha in der neuen GAP!

Die Einkommenslage ist für viele Betriebe desaströs. Viele Betriebe, die gesellschaftlich wichtige Arbeit leisten, haben verloren: Bergbetriebe, Biobetriebe, Dauerkulturbetriebe, kleine Forstbetriebe und Nebenerwerbsbetriebe. Zusätzlich sind einmal mehr Frauen in der Landwirtschaft die Verliererinnen.

Die Auswirkungen zeigen sich schleichend, aber unübersehbar: Immer mehr Betriebe sperren zu. Viele Betriebe berichten: Wenn es so weitergeht, dann steht eine Ausstiegswelle unmittelbar bevor. Die Zahlen des Grünen Berichts (1) zeigen weiterhin dringenden Handlungsbedarf bei der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) auf. (2)

GAP gerechter gestalten
Einkommensstützung als Ziel der Agrarpolitik ist existenznotwendig für die bäuerliche Landwirtschaft in Österreich. Doch die Direktzahlungen als reine Flächenförderungen haben versagt: „Wir fordern die doppelte Förderung der ersten 20 ha in der ersten Säule, in Verbindung mit einem Capping bei den höchsten Förderungen. Mit dieser Maßnahme würde sich die Einkommenslage für die Mehrheit der Betriebe verbessern und die Verteilung der Mittel wäre gerechter.“ so Franziskus Forster von der Österreichischen Berg- und Kleinbäuer_innen Vereinigung, ÖBV-Via Campesina Austria.

Bergbetriebe verlieren weiter
Die extremen Bergbetriebe (Kategorie 3 und 4) haben weiter verloren. Betriebe also, die ohnehin ein extrem niedriges Einkommen haben. Das Einkommen der Bergbetriebe der Kategorie 3 und 4 liegt um 48 % bzw. 50 % unter jenem der Nichtbergbauern. Die Einkünfte aller Bergbauernbetriebe lagen um 19 % unter dem Durchschnitt aller Betriebe bzw. 32 % unter jenen der Nichtbergbauernbetriebe. Das zeigt, wie wichtig die Bergbauernförderung ist. Ohne sie wäre der Abstand zu den Gunstlagen noch viel größer. Auch das ÖPUL ist für diese Betriebe von zentraler Bedeutung. „Das muss in der neuen GAP weiter ausgebaut werden! Wir kritisieren, dass weder die Landwirtschaftskammer, noch das Ministerium die Bergbetriebe in ihren Aussendungen mit keinem Wort erwähnen!“ so Forster.

Extremer Druck von vielen Seiten

Einerseits sind die Erzeugerpreise für Bauern und Bäuerinnen seit Jahren im Tief. Das zeigt etwa die Einkommen in der Rindermast (-27 %) und die Mutterkuhhaltung (-11 %), bei der viele Betriebe ohnehin bereits sehr geringe Einkommen erzielen. Andererseits nehmen die Kosten und Aufwendungen laufend zu, bedingt durch Ertragseinbußen im Grünland, Instandhaltungen, Tierzukäufe, durch Schäden wegen Extremwetterereignissen oder steigenden Betriebsmittelpreisen. Hinzu kommen die Auswirkungen der Klimakrise. Das bringt Bauern und Bäuerinnen extrem unter Druck. Diese Ausgangslage der letzten Jahre ist denkbar schlecht, um voller Tatendrang die Herausforderungen der nächsten Jahre und Jahrzehnte anzugehen. „Viele Bauern und Bäuerinnen setzen sich seit Jahrzehnten für ein anderes, nachhaltiges und solidarisches Wirtschaften ein. Nur so können Auswege aus der aktuellen Lage gefunden werden. In der Agrarpolitik müssen endlich Taten gesetzt werden: Wir müssen agrarökologische Landwirtschaft stärken und dabei die Einkommen der so wirtschaftenden Betriebe sichern.“ so Forster abschließend.

Hintergrund:
(1) Grüner Bericht 2020
(2) Zum ÖBV-Positionspapier zur Agrarpolitik nach 2020

Kontakt:
Franziskus Forster
ÖBV-Via Campesina Austria
Tel.: +43 650 68 888 69

www.viacampesina.at

Aktuelle Zahlen aus dem Grünen Bericht 2020
Überblick Seite 70, Grafik
Erträge Schweine +49%
Dauerkultur -31%
Forst -10%
Futterbau -7%
davon Rindermast -27%
davon Mutterkühe – 11%

Bergbauerngruppe 3: -18%
Bergbauerngruppe 4: -2,7%
diese beiden Gruppen haben auch ein extrem niedriges Einkommen (BHK 4 sogar eine Unterdeckung ohne Förderungen)

Biobetriebe -10% (S. 86)

Grüner Bericht, Grafik Seite 92:
Verlierer sind in jenen Gebieten die wenig Einkommen haben

Frauen haben besonders Einkommen verlohren: -3% (S. 97)
Männer eher gewonnen, Unterschiede sind sehr stark, ca. 5500€ pro AK mehr im Jahr, ist ca. 1/3 der Einkünfte der von Frauen geführten Betriebe

Durchschnitt waren die Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft abzüglich Sozialversicherungsbeiträge für Nebenerwerbsbetriebe negativ. (Seite 96)

Die Aufwendungen (Tierzukäufe, Futtermittel, Instandhaltung, Energie) verzeichneten ein Plus von 3 % (Seite 71)