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Bäuerinnen beim Agrarminister_innentreffen: Feministische Forderungen müssen draußen bleiben published on

Bäuerinnen beim Agrarminister_innentreffen: Feministische Forderungen müssen draußen bleiben

Foto: Die ÖBV-Frauen vor dem Treffpunkt der Agrarpolitiker_innen

Beim Treffen der EU-Agrarminister_innen in Krumbach (NÖ) protestierten Kleinbäuerinnen für eine Agrarwende. Die Agrarpolitik lässt Frauen derzeit buchstäblich „im Regen stehen“. Doch Begegnung zwischen den Entscheidungsträger_innen und jenen, die täglich Höfe erhalten, waren hier nicht erwünscht. Daher präsentierten die Bäuerinnen auf rosa Schirmen aus der Ferne ihre Forderungen: „Höfe erhalten“ und „feministische Agrarpolitik“.

„Wir müssen mit kreativen Mitteln auf unsere Forderungen aufmerksam machen, denn die Probleme in der Landwirtschaft sind gravierend, unsere Lösungen werden aber nicht gehört“, so Maria Vogt, Biobäuerin im Weinviertel. „Wir brauchen jetzt eine Agrarpolitik, die kleine Höfe erhält und die ökologische Wirtschaftsweise, Klimaschutz und regionale Lebensmittelversorgung belohnt. Wir brauchen gute Arbeitsbedingungen und angemessene Einkommen – gerade auch für Frauen in der Landwirtschaft.“

Europaweit musste zwischen 2005 und 2013 ein Viertel der landwirtschaftlichen Betriebe (3,5 Mio. Betriebe) zusperren. In Österreich schließen seit 1995 im Schnitt täglich rund elf Bauernhöfe für immer ihre Hoftore. Gerade auch die kleinen Höfe, die öfter von Frauen geleitet werden, geraten durch das aktuelle Fördersystem unter Druck. Eine Überzahl an jungen Frauen wandert aus dem ländlichen Raum ab. Ihnen mangelt es einerseits an attraktiven Jobs, sie fliehen aber auch vor traditionellen Rollenbildern am Land. „Das sind riesige Probleme für die Zukunft der Landwirtschaft und des ländlichen Raumes. Diese Fakten stellen der Agrarpolitik der letzten Jahre kein gutes Zeugnis aus“, so Julianna Fehlinger, Geschäftsführerin der Österreichischen Berg- und Kleinbäuer_innen Vereinigung (ÖBV-Via Campesina Austria). „Wir brauchen jetzt eine Agrarwende! Wir brauchen mehr Feminismus in der Agrarpolitik!“

Für die nächste Periode der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP) 2020 – 2027 ist jedoch kein grundlegender Wandel in Richtung mehr Klimapolitik, mehr Ökologie, kleine Höfe erhalten in Sicht – im Gegenteil. Bei der 2. Säule für „Ländliche Entwicklung“, in der auch Geld für Soziales und Ökologie zur Verfügung steht, soll gekürzt werden. An den Erhalt von Flächenprämien sollen auch weiterhin keine wesentlichen Leistungen für die Gesellschaft geknüpft sein.

„Wir Bäuerinnen von der ÖBV-Via Campesina zeigen, dass es auch anders geht, als es uns Agrarminister_innen im In- und Ausland vormachen“, so Maria Vogt weiter. „Wir ökologisch wirtschaftende Kleinbäuer_innen schützen das Klima, wir wollen gutes Essen für alle produzieren und wir solidarisieren uns mit Kleinbäuer_innen aus anderen Teilen der Welt. Kurz: Wir stehen für ein „Gutes Leben für alle“. Wir reden nicht nur über Nachhaltigkeit, wir praktizieren sie jeden Tag.“

Die ÖBV tritt seit Jahrzehnten dafür ein, die Anliegen von Bäuerinnen in der Agrarpolitik sichtbar zu machen und fordert konsequent Maßnahmen ein, die konkret die Lebensbedingungen von Frauen im ländlichen Raum verbessern. „Zentraler Bestandteil dieser Arbeit ist unsere Bildung und politisches Empowerment von und für Bäuerinnen. Ministerin Bogner-Strauß hat heuer der ÖBV – wie vielen anderen Frauenorganisationen auch – plötzlich die Förderungen um die Hälfte gekürzt“, so Monika Thuswald, Bildungsreferentin der Österreichischen Berg- und Kleinbäuer_innen Vereinigung. Die Bäuerinnen solidarisieren sich nun mit anderen betroffenen Frauenorganisationen und rufen dazu auf, das Frauenvolksbegehren, dessen Eintragungswoche am 1. – 8. Oktober steigt, zu unterstützen.

Morgen, am 25. September, wird die ÖBV-Via Campesina Austria zusammen mit der Plattform „Wir haben es satt“ und mit internationalen bäuerlichen Organisationen eine Aktion (8:30) und eine Pressekonferenz (Start 9:45) vor dem Schloss Hof (NÖ) organisieren.

Fotos:

https://www.flickr.com/photos/oebv-via_campesina_austria/

Weitere Infos

www.viacampesina.at

https://www.viacampesina.at/frauenpolitik-foerderkuerzungen/

https://www.viacampesina.at/baeuerinnenmanifest/

https://www.viacampesina.at/wir-haben-eure-agrarpolitik-satt/

www.frauenvolksbegehren.at

Kontakte für Rückfragen:

Frauenarbeitskreis der Österreichische Berg- und Kleinbäuer_innen Vereinigung (ÖBV-Via Campesina Austria)

Maria Vogt,

Monika Thuswald,